Mission-Logfile 40, Sternzeit 23880312
The Borg 2 – Once again unto the breach!

Bericht von PO Valeris, Abteilung Science


Die Rettungskapseln und das Shuttle sind auf dem Planeten niedergegangen und seitdem das geschehen ist hatten wir nicht eine ruhige Minute. Die Stasiskapseln mußten eingesammelt und an die Energieversorgung des Shuttles angeschlossen werden, das Basecamp mußte aufgebaut und organisiert werden und bei alldem durfte niemand seinen Kummer um das Ende der Columbia, den wahrscheinlichen Tod des Captains, die immer noch bestehende Gefahr durch die Borg und der Sorge um fehlende Crewmitglieder, deren Rettungskapseln bedingt durch atmosphärische Unruhen zu weit entfernt von unserer Position aufgeschlagen sind, als daß wir momentan noch Kontakt  zu ihnen hätten, Ausdruck verleihen. Es wäre auch der unpassende Zeitpunkt zu trauern, unsere Probleme sind ernst.

Pers. Tagebuch: Es ist doch erstaunlich, wie sehr einem ein Haufen Metall und Schaltkreise ans Herz wachsen können. Aber so ist das wohl, wenn man lange auf einem Schiff dient. Das Schiff wird zur sicheren Heimat, zu einem treuen Gefährten, der einen nie im Stich gelassen hat und es ist wohl nur menschlich, dann eben dieses Schiff zu vermenschlichen. RIP Columbia, Dein letzter Flug war ein kurzer, aber er strahlte dafür umso heller.
Und ich kann nur hoffen, daß unsere abgängigen Crewmitglieder allein zurechtkommen bis endlich die Flotte eintrifft.


Momentan haben wir nur vor, hier sitzen zu bleiben und auszuharren, in der Hoffnung, daß die Borg – was auch von ihnen überlebt hat – zu beschäftigt mit ihrem beschädigten Kubus ist, als daß sie Zeit hätten, sich mit uns zu befassen. Wir haben es geschafft, uns auf einem natürlichen Kelbonitvorkommen niederzulassen, dem Metall, das zuverlässig das Beamen erschwert – was uns zumindest relativ sicher sein läßt, daß die Borg nicht inmitten unseres Camps auftauchen werden. Allerdings sind die Perimeter begrenzt, also bleibt uns bei einem Annäherungsalarm nur kurze Zeit, um uns zu sammeln und gegen einen Angriff aufzustellen. Und natürlich gibt es mit genügend Aufwand und Technik auch die Möglichkeit, der Behinderung durch das Kelbonit zu entgehen.
Wir sind auf der südlichen Hemisphäre heruntergegangen, mehr als 150 Kilometer von dem nächsten bekannten Waffenknotenpunkt entfernt, wie die Abgleiche der jetzigen Scans mit den Planetendaten, die wir von der Columbia mitgenommen haben, zeigen. Es besteht keine Möglichkeit für uns, an das Waffensystem heranzukommen und die Borg könnten ihrerseits weiter am Waffensystem arbeiten. Keine schönen Aussichten.

Doch unser Hauptproblem ist ganz anderer Natur. Wir haben alle 14 Stasiskammern mitgenommen und die verzeichnen einen kontinuierlichen Energieverbrauch. Mit dem, was wir benötigen ist unser Verbrauch damit um ein Vielfaches höher, als die Energiereserven des Shuttles und unsere Restenergie zu leisten imstande sind. Was bedeutet, daß wir nur noch für ein paar Stunden ausreichend Energie haben – auch um Phaser und Tricorder wieder aufzuladen – und danach heißt es zu überlegen, welche der Stasiskapseln abgeschaltet werden müssten. Was für ihre Insassen den sicheren Tod bedeutet. Noch weniger erfreuliche Aussichten.
Eine Phaservolladung bedeutet, daß eine der Kapseln 5 Stunden weniger Energie hat. Und das, wo wir jederzeit von den Borg aufgemischt werden können und die Flotte, wenn sie denn kommt, gegen einen Borgkubus, der auf sie wartet, beschädigt oder nicht, in massive Bedrängnis kommen könnte. Sprich, unsere Rettung ist alles andere als sicher, unser Überleben sowieso und ob wir es noch schaffen, einen einzigen der von uns unter solchen Mühen geborgenen Wissenschaftler tatsächlich zu retten steht in den Sternen.
Jede zu große Energieentladung unsererseits oder aktive Scans könnten bedeuten, daß die Borg auf uns aufmerksam werden, also sind wir momentan praktisch taub und blind, was die Vorgänge über dem Planeten angeht

Mitten in dieser prekären Lage spaziert ein Neuankömmling in unser Lager. Der Mann stellt sich als der Ehemann einer der Wissenschaftlerinnen heraus, der sich gerne auf botanische und zoologische Exkursionen begibt. Er wurde vor zwei Tagen von einem Shuttle in der Umgebung abgesetzt und wartet nun auf seinen Rücktransport – es ist nicht ganz leicht, ihm beizubringen, daß es keinen Transport mehr geben wird. Allerdings hat er das Glück, daß seine Frau zu den 14 Geretteten gehört. An seiner Geschichte ist nichts auszusetzen, auch wenn sein Auftauchen ausgerechnet hier unwahrscheinlicher war als einem Pinguin in der Sahara zu begegnen. Aber natürlich hat er von den gesamten Geschehnissen der letzten drei Tage nichts mitbekommen und auf der südlichen Hemisphäre ist der Ionensturm nicht vorbeigekommen. Damit wäre zumindest der Verbleib von einer der drei noch abgängigen Personen geklärt. Aber immer noch fehlen Mutter und Kind, doch die sind derzeit einen Kontinent von uns getrennt und ihre Hoffnungen, wenn sie noch leben, liegen allein bei der erwarteten Flotte.

Pers. Tagebuch: Was mich angeht, so hat der Mann ein paar höchst interessante Exemplare der einheimischen Flora und Fauna dabei, die über ein paar nützliche medizinische Anwendungsmöglichkeiten verfügen aber ich habe gerade wirklich Wichtigeres zu tun und die Zeiten, in denen ich bereit gewesen wäre, um ein paar botanischer Besonderheiten Willen hinauszuspazieren sind vorbei. Zumindest in einer vergleichbaren Lage.

Unser dringendstes Problem ist die Beschaffung weiterer Energiequellen, sonst haben unsere Stasiskapselgäste keine Überlebenschancen und um unsere Waffenversorgung sieht es dann auch düster aus, geschweige denn, daß wir in der Lage sein müssen, Teilassimilierte von uns, die es noch erwischen könnte, zu behandeln, was auch nicht ohne Energie gehen wird. Da erweist sich die Ortskenntnis des Hobbybotanikers als nützlich, denn er weiß von einem alten Generatorstandort, den wir uns zumindest ansehen können. Auch wenn die Inbetriebnahme wiederum unsere Chancen, frühzeitig entdeckt zu werden, riskant in die Höhe treiben würde. Aber wir haben nicht wirklich eine Wahl, wenn wir alle am Leben erhalten wollen.
Das Shuttle zu benutzen um unsere Erkundungsmöglichkeiten zu erweitern ist zwar prinzipiell möglich, hinterläßt aber ebenfalls das Problem des hohen Energieverbrauchs, der lesbaren Signatur, die es zur Zielscheibe machen könnte und dem Problem, daß die Energie des Shuttles dann auch wieder den Kapseln und uns nicht zur Verfügung stünde. De facto sitzen wir erst einmal hier fest.
Unsere passiven Sensoren arbeiten aber durchgehend, wenn sich auf Seiten der Borg etwas tut sehen wir das. Was leider auch andersherum gilt.

Momentan sind unsere Handlungsmöglichkeiten also stark eingeschränkt.

Da ein guter Teil unserer Crew fehlt ist Lieutenant McPherson unser kommandierender Offizier, gefolgt vom frisch ernannten Ensign O’Connor – der zum Glück über eine so weitreichende Erfahrung verfügt, daß der allzu frische Ensigntitel dabei von keinerlei Bedeutung ist.
Die allgemeine Order lautet, daß in einer Kampfsituation nur nach Befehl geschossen wird. Ohnehin müssen wir ja weiter die Phaser ständig remodulieren und können es uns nicht leisten, Energie zu verschwenden, indem zum Beispiel zwei Leute auf denselben Borg schießen.
Wir verfügen über die Möglichkeit, eine gewisse Energiemenge zu speichern, aber um zu testen, wieviel Energie der Generator imstande ist zu generieren müssen wir vor Ort sein und da es sich um einen Transmitter handelt wird die Technik zunächst eine Übertragungseinheit improvisieren müssen.

Am Generatorstandort angekommen müssen wir feststellen, daß uns ein Trupp von 7 Borg zuvorgekommen ist. Sie tragen Energieeinheiten mit sich. Und eine der Drohnen, die eine solche trägt, trägt die Züge von Captain Gallagher.

Pers. Tagebuch: Lucille läßt sich wirklich absolut nichts anmerken aber ich denke, ich würde an ihrer Stelle vor Wut und Frustration um mich schlagen. Ich kann nicht behaupten, daß der Anblick unerwartet kommt, im Gegenteil weckt er einen Funken Hoffnung. Wenn der Captain nicht mit der Columbia verglüht ist besteht immerhin die kleine Chance, ihn vielleicht zurückzuholen. Aber es fühlt sich an, als würde uns das Universum gerade  - man verzeihe mir die Ausdrucksweise - einen Arschtritt nach dem anderen verpassen.

Unsere Phaserfeuer prallen wirkungslos an ihren Körperschilden ab und dann werden sie auch schon lautlos entmaterialisiert. Mit etwa zwei Drittel der verfügbaren Generatorenergie, wie wir bald erkennen. Sie haben den Generator soweit überladen, wie das möglich war, ohne ihn zu zerstören und in einem Hauruckverfahren eine Schnellübertragung vorgenommen. Jetzt müssen wir uns mit einem beschädigten Generator herumschlagen, ehe wir ihn wieder hochfahren und uns selbst etwas von der Energie sichern können. Was wiederum Zeit beanspruchen wird. Wenn der Generator vorher nicht abkühlen kann ehe wir ihn wieder in Anspruch nehmen wird er uns in einer radioaktiven Wolke um die Ohren fliegen.
Javert erklärt, die Stimme des Captains noch empfangen zu haben, also wäre er noch zu retten. Theoretisch. Die Aussicht, ihn in einem Kubus suchen zu müssen ist aussichtslos, wie der Lieutenant sehr wohl weiß. Abgesehen davon, daß wir ihn momentan nicht erreichen können. Oder wenn, dann nur unter solchen Opfern, daß es die Rettung eines Einzelnen nicht rechtfertigt. Auch wenn das hart ist.

Aber es ist sehr interessant, daß die Borg die Mühe auf sich genommen haben, hier her zu kommen, um verhältnismäßig wenig Energie zu holen. Das ist uns ein Hinweis darauf, daß die Zustände an Bord des Kubus desolat sein müssen. Es verweist darauf, daß überlebenswichtige Systeme schwer beschädigt wurden und das Kollektiv alle verfügbaren Ressourcen zusammentragen muß, um die Schäden zu beseitigen. Wenn ihre Lage ähnlich prekär ist wie unsere haben wir vielleicht eine Chance, Weiteres zu erreichen.
Wir riskieren es und wagen einen aktiven Scan.
1/3 der Kubusmasse ist zerstört, was zwar gewaltig ist aber man weiß von Kuben, die auch nur noch mit 1/5 Masse funktionstüchtig waren. Es müssen wirklich vitale Bereiche zerstört worden sein.
Es wird noch vier Stunden dauern, bis die Energie aus dem Generator uns zur Verfügung steht. Unsere Scans zeigen uns den Standort der Energiezellen auf dem Kubus recht präzise an und das Vinculum der Borg läuft nur auf Sparflamme. Eine Bergung der Zellen und eine Zerstörung des Vinculums wären möglich, aber sie befinden sich in unterschiedlichen Bereichen.
Wenn wir es schaffen, die Energiezellen zu bergen, würde das den Energieaufwand, um zum Kubus zu gelangen rechtfertigen. Aber nur bei einem Gelingen. Die Zellen liegen zu weit auseinander, man müßte sich entscheiden, ob man parallel zwei kleinere Teams losschickt oder sich auf ein Großes beschränkt. Doktor Sanders gibt zu bedenken, daß die Rückführung von Teilassimilierten unter den hiesigen Umständen nur teilweise möglich ist, indem man die Nanosonden im Körper beläßt und sie nur deaktiviert. Das bedeutet für die Infizierten ein großes Risiko, wenn sie in die Nähe des Vinculums kommen und eine Deaktivierung verbraucht ebenfalls ein für uns sehr großes Maß an Energieressourcen.

Letztendlich sind die Gedanken, mit denen wir uns hier herumschlagen immer wieder dieselben: Was lohnt sich, was ist nicht effizient, wie groß sind die Erfolgschancen und was blüht uns im Fall eines Versagens?

Die gesicherte Anwesenheit des Captains ist ein weiterer Punkt. Da wir nun einmal unerschütterliche Optimisten sind bereiten wir alles dafür vor, um den Captain – sollten wir zufällig in der Borgeinheit, die sich um die Energiezellen kümmert ein weiteres Mal über ihn stolpern – da herauszuholen. Da wir keine weitere Energie oder weitere verfügbare Stasiskammern haben muß für ihn eine andere Lösung her. Leider sind die Borg nur mit der Killeinstellung der Phaser zu bekämpfen, also hieße das de facto, den Captain zu töten, ihn schnellstmöglichst herauszubeamen und in eine der vorher vorbereiteten Rettungskapseln zu verfrachten, wo man ihn reanimiert und eingesperrt läßt. Mit ein paar Luftlöchern und nachdem man zuvor sämtliche assimilierbare Technik aus der Kapsel entfernt hat. Das ist sehr gewagt, aber was hat Gallagher schon zu verlieren? An seiner Stelle wäre mir dieser Weg lieber, als als seelenlose Maschine auf ewig weiterzumachen.

Pers. Tagebuch: Lucille versteht es verdammt gut, ihre wahren Gefühle irgendwo unter einer dicken Panzerhaut zu verbergen. Ich bin gespannt, wie lange das hält.
Und obwohl draußen eine brütende Affenhitze herrscht (es mußte ja unbedingt die südliche Hemisphäre sein) hilft die fieberhafte Aktivität, die Moral der Crew irgendwie aufrecht zu erhalten. Egal ob solche Aktivitäten zum Erfolg führen oder nicht, es ist immer besser, weiterzudenken und etwas zu tun, als sich mit dem Daumen im Mund in der Ecke zusammenzurollen und in Lethargie und Hoffnungslosigkeit zu verfallen.


“Was uns hier aufrechterhält, fragen Sie? Moral, Nanosonden und schwarzer Humor!“

OT: Ein Postbote in schwarzem Hemd mit gelben Schultern, der ein Paket zum Haupthaus trägt und quasi durchs Bild latscht sorgt für kurze Verwirrung.
“Den NSC kenne ich noch gar nicht?“
“Das ist bestimmt der bestellte Strahlenschutzanzug. Ich hab doch gesagt Prime lohnt sich.“
“Federation Prime Lieferservice für Strahlenanzug de Luxe?“


Die Berechnungen was die Energiebilanz angeht sind durch und eine Entscheidung wurde getroffen.
Die Führung entscheidet, zwei Teams zur Bergung der Energiezellen in den Kubus  zu schicken und sich vielleicht später noch auf das Vinculum zu stürzen. Zur Not können die Teammitglieder hinausbeamen. Team 1 besteht aus McPherson, Funk, Biggarth und Tela.
Team 2 aus O‘Connnor, van Ameling, Kassabyan und Kane .

Drake und Javert sind wegen der vorigen Nanosondeninfektion, die noch nicht behoben ist ein Sicherheitsrisiko in Vinculumnähe und bleiben in der Basis, ebenso wie der kleine Rest von uns.
Während unsere Außenteams unterwegs sind ist der Generator wieder einsatzfähig. Drake steigt in den Strahlenschutzanzug und nimmt es persönlich auf sich, die vorhandene Energie abzuzapfen und den Generator anschließend hochzujagen, während ich und Bellami Ausschau nach sich nähernden Borg halten.

Die Teams finden die Energiequellen und stehen vor dem Problem, sie langsam abkoppeln zu müssen, weil es sonst zu einer gefährlichen Rückkopplung kommen könnte. Nach dem Kraftfeldfall stürmen sie den Raum und müssen sich direkt im Nahkampf gegen viele Drohnen verteidigen. Biggarth stöbert den Captain auf und dann sehen alle zu, daß sie dort schnellstmöglich verschwinden. Kassabyans Oberarm ist gebrochen, Kane und O‘Connor wurden assimiliert. Aber wir haben die Zellen und der Captain befindet sich seit 30 Sekunden klinisch tot in der Kapsel, wo Doktor Sanders jetzt alles daransetzt, ihn zu reaimieren und gleich im Anschluß zu sedieren, damit er keinen Ärger macht.
Die anderen Assimilierten können mithilfe der identifizierten Interlinkfrequenzen der Sonden und einem von Kassabyan im Eilverfahren entwickelten Störprogramm zumindest wieder in den menschlich bewußten Modus eingestellt werden, indem die Nanosonden deaktiviert werden. Was jedesmal drei vollständige Tricorderladungen benötigt aber nun einmal dringend notwendig ist, denn in dem inaktiven Zustand nutzen sie uns gar nichts. Da Risiko, daß sie außerdem jederzeit stiften gehen oder Sabotage betreiben könnten, sollten die Nanosonden in ihnen durch das Vinculum reaktiviert werden, müssen wir eingehen, aber wir werden es merken, wenn ihr Zustand sich ändert.
Unsere Energiereserven halten nach den neuesten Berechnungen bis heute abend gegen 21 Uhr irdischer Zeit. Insgesamt hätte es nicht viel besser laufen können.

Jetzt müssen wir uns Gedanken zum Vinculum machen aber zuerst wird ein umfassendes Datenpaket zum Versand an die Föderation zusammengestellt. Die aus dem Kubus gescannten und gesammelten Daten legen nahe, daß die Borg eine Invasion des kompletten Alphaquadranten planen und gerade dabei sind ein Transwarpgate zu bauen. Wenn sie das schaffen, kommt eine komplette Flotte aus Borgkuben und -sphären zum Besuch und keiner weiß, ob wir so etwas ein zweites Mal überstehen. Zwar haben wir viel dazugelernt aber die Borg sind uns einfach weiterhin technisch überlegen.

Anmerkung zum Transwarpgate: Man verzeihe mir einmal mehr mein unentwickeltes technisches Verständnis, aber wenn man sich den Subraum wie einen Tunnel mit einem reißenden Fluß vorstellt, dann sind die Borg praktisch in der Lage, diesen Fluß mit einem Tor als schiffbaren Kanal zu nutzen, was ihnen ermöglicht, unfaßbar große Distanzen auch mit einer ganzen Flotte in sehr kurzer Zeit zu überbrücken. Und das obendrein ziemlich unbemerkt.

Als wir versuchen, das Datenpaket abzuschicken passiert gar nichts. Die Borg stören den Subraum und verhindern so effektiv, daß wir Nachrichten an die Föderationsflotte schicken oder uns ein weiteres Mal hochbeamen.
Als wir gerade überlegen, ob wir als verzweifelte Maßnahme versuchen sollen, die Nachricht mit dem Shuttle auszuschleusen (das bei einer solchen Aktion ziemlich sicher zerstört würde) haben die Borg uns gefunden (vermutlich dank unserer Energiesignaturen) und rücken uns auf die Pelle. Der Kampf gegen die Borg ist ein ständiger Rückzug, ein Austauschen rekalibrierter Phaser in der Hoffnung, daß sie uns nicht zu nahe kommen, um uns einfach diese verfluchten Kabel in die Haut zu stecken und ihre Nanosonden auf uns loszulassen wie Pestviren. Ein Borg infiltriert unbemerkt eine unserer Konsolen, O’Connor läuft den Borg plötzlich wie eine Maschine gesteuert nach und es ist der jungen Kadettin Bellami zu verdanken, daß er rechtzeitig eingefangen und zurückgebracht wird, ehe die Borg ihn mitnehmen.

Pers. Tagebuch: Ein Gedanke, bei dem mir wieder einmal dezent schlecht wird. Wie schnell man doch in einer Kampfsituation jeglichen Überblick verliert…außerdem habe ich mich selten hilfloser gefühlt. Ich remoduliere lieber die Phaser und lasse damit Leute schießen, die ihr Ziel auch sicher treffen, aber wenn mir diese Roboterpuppen zu nahe rücken habe ich nichts mehr, mit dem ich mich wehren könnte. Diejenigen unter uns, die einigermaßen damit umgehen können, haben sich längst mit allem an verfügbaren Nahkampfwaffen versorgt, seien es Messer oder Knüppel aber ich wüßte noch nicht einmal, wie ich etwas Derartiges handhaben sollte. Ich hasse dieses verdammte Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber diesen…verfluchten Drohnen. Sollte ich das hier überstehen muß ich bei den morgendlichen Trainings O’Connor und Wynter bitten, daß sie mir die Grundlagen im Nahkampf beibringen.

Es wird beschlossen, einen weiteren Sender aus Ersatzteilen nachzubauen, der hier verbleiben soll, falls wir mitsamt dem Shuttle abhauen, jetzt, da unser Standort so bekannt ist. Und dann ist die Störung plötzlich weg. Biggarth kann gar nicht schnell genug auf den Sendenauslöser drücken. Das Vinculum hatte versucht, einen Kontakt herzustellen und ist unter der Belastung zusammengebrochen. Unsere Sendung ist raus, die Flotte wird informiert und wir müssen uns jetzt überlegen, ob wir versuchen, das Vinculum jetzt endgültig zu zerstören, wo seine Leistung am allerschwächsten ist und damit die Koordination des Kollektivs am mangelhaftesten.

Doktor Sanders und Alenis haben alle Hände voll zu tun, weil erst jetzt bemerkt wird, daß ein Borg unbemerkt das Lazarettzelt betreten hat und sämtliche medizinischen Apparaturen nun mit Borgkonsolen zu bedienen sind. Zum Glück sind unsere Arzneimittelvorräte davon nicht betroffen, nur eine kompliziertere Operation fällt damit wohl aus.

Wir erhalten eine kurze Botschaft von der USS Tereshkova. Sie werden um 18.30
hier eintreffen – aber offensichtlich ist nur ein Teil unserer Nachricht durchgekommen und sie ahnen weiterhin nichts von der Bedrohung, in die sie hier hineinschlittern. Ein einzelnes Schiff, selbst ein Großes wie die Tereshkova hätte kaum Chancen gegen den Kubus.
Nach all der Zusatzenergie, die wir für Phaser, Rückführung Assimilierter und den Transporter verbrauchen mußten, fehlt uns jetzt wieder eine halbe Stunde an Energieversorgung, die für die Insassen in der Stasiskammern tödlich sein wird.

Dann bringt jemand (keine Ahnung mehr wer) die Idee auf, das Mädchen das aus rein psychologischen Gründen in Stasis verblieb, aufzuwecken und lediglich in sediertem Zustand zu belassen. Und genau das würde uns mit der Energie gerade wieder ausreichend Zeit bringen, also wird der Plan ausgeführt. Sehr gute Idee.

Eine zweiter Sendungsversuch klappt endlich und die Tereshkova hat jetzt alle Daten erhalten und damit auch die Flotte.

Laut unseren letzten Daten fährt aber nun das Vinculum im Kubus wieder hoch. Wir müssen da rein und das verhindern. Maximal 8 Personen können wir beamen und gewährleisten, daß sie im Notfall schnell genug wieder herausgeholt werden.
Diesmal bin ich mit von der Partie, bei einem der Teams. Es sind wieder zwei Energiezellen, die das Vinculum speisen und getrennt angegangen werden müssen.

Pers. Tagebuch: Sowohl van Ameling als auch Biggarth haben sich beide wieder freiwillig gemeldet. Aber ich habe sie schon einmal losgeschickt und…Nein, daß ich dieses Mal mitgehe ist so eine Art Test für mich. Die Borg jagen mir eine Scheißangst ein aber wir sind alle drei gleichermaßen qualifiziert, mit den Tricordern umzugehen und ich kann einfach meinen Leuten nichts abverlangen, das ich nicht selbst bereit bin zu tun. Also muß ich mit, auch wenn die Aussicht darauf mich ähnlich entzückt wie mich der Gedanke mit fünf Jahren entzückte, in die Geisterbahn zu gehen. Also gar nicht. Ein kreischendes, sich mit allen Gliedmaßen wehrendes und zappelndes Gar nicht! Und obendrein sind die Geister und Gefahren hier real…

Das Innere eines Borgkubus ist wohl so ziemlich das Unheimlichste, was ich je gesehen habe. Na gut, abgesehen von einem Xartack Folterlabor. Aber das Grauen dort sprang einen geradezu an, während das hier in dem Kubus von subtilerer Natur ist und sich leise in alle Poren schleicht. Das grünliche diffuse Licht, die Stille und die drückende Temperatur, die stillen Borgdrohnen, die regungslos in ihren Alkoven verharren und nur darauf zu warten scheinen, einen anspringen zu dürfen, die anderen, die mit zielgerichteten, mechanischen Schritten an uns vorbeilaufen und uns ignorieren – für wie lange? Und dann die, die bemerken, daß wir eine Bedrohung darstellen könnten und sich plötzlich dazu entschließen, uns anzugreifen. Was alle anderen Drohnen ebenfalls zum Angriff bewegt. Die Räumlichkeiten sind beengt, ein Ausweichen unmöglich, ein Rückzug kaum machbar, nicht, so lange wir das Vinculum nicht zerstört haben.
Als wir es endlich gefunden haben und Kassabyan am verbesserten Kopplungsmechanismus der Energiezellen, die das Vinculum speisen einen Moment der Ratlosigkeit erlebt sind die Borg schon bei uns und über uns. Einer verpaßt mir einen Schlag, daß ich ins Kassabyans Ecke fliege und weil ich schon einmal da bin, bleibe ich einfach da liegen. Ohnehin sind meine Phaser abgegeben, meine rechte Schulter und vermutlich auch der obere Teil des Brustkorb ist demoliert und funktionslos und meine Möglichkeiten, noch etwas Sinnvolles zum Gelingen dieser Mission beizutragen sind stark beschränkt. Es tut verflucht weh auch wenn das Adrenalin verhindert, daß der Schmerz gebrochener Knochen voll durchschlägt. Die anderen – unterstützt vom zweiten Team, das es irgendwie aus den Gängen bis zu uns geschafft hat leisten einen heldenhaften Widerstand gegen die Borg aber die verdammte Energiezelle muß um jeden Preis abgekoppelt werden.

Pers. Tagebuch: Und irgendwann entschließe ich mich damit, aufzuhören, wie ein hypnotisiertes Karnickel auf das Kampfgeschehen vor mir zu starren und fälle den Entschluß, daß ich das Ende, das ich auf mich zukommen sehe, lieber nicht wirklich sehen will. Also kehre ich dem Raum den Rücken und wende mich Kassabyan zu, der mittlerweile eine Vorstellung hat, was zu tun ist. Drei Hände schaffen mehr als zwei und es tut mir gut, mich ein paar Sekunden ausschließlich auf das verdammte Kabel- und Chipgewirr vor mir zu konzentrieren. Das läßt der Panik keinen Raum zum Entfalten.

Es gelingt uns beiden, die Energiezelle abzukoppeln und dann kann der Sprengsatz am Vinculum angebracht werden. In buchstäblich letzter Sekunde werden wir in Zweiergrüppchen hinausgebeamt, so wie es vorgesehen war habe ich die Energiezelle unter dem Arm. Von Entspannung keine Spur. Kaum sind wir draußen erfaßt Biggarth mit unserem Transporter weitere Signaturen – die Borg sind uns gefolgt und versuchen ein weiteres Mal, ihre Reihen mit uns aufzustocken. Keine Ahnung wie, aber irgendwie gelingt es uns, uns auch die vom Hals zu schaffen, auch wenn ich gefühlt nur mit der Energiezelle geflohen bin.

Und endlich, noch während wir versorgt werden und meine Schulter und die Rippen wieder ihre normale Form und Funktion annehmen, fliegt laut unseren Scans das Vinculum da oben in die Luft und reißt ein gewaltiges Loch in die Kubushülle, was den Borgkubus de facto in den Orkus pustet.
Zeitgleich kommt von der Tereshkova nur die verzerrte Ansage, daß sie in schwere Kämpfe verwickelt sind – ja, gegen wen denn, zum Teufel?

Machen können wir hier unten momentan überhaupt nichts mehr, außer bange zu verharren, bis wir von der Tereshkova hören. Wir haben unser letztes Pulver verschossen. O’Connor nutzt die Atempause, um mich in ein Gespräch zu verwickeln. Das lenkt ab. Ich bin ziemlich fertig mit der Welt.

Pers. Tagebuch: Hätte man mir vor vielen Jahren einmal gesagt, daß O’Connor einmal der Anker sein würde, von dem ich mich hochziehen lasse, hätte ich denjenigen wohl ausgelacht. Aber der Mann hat sich massiv verändert. Ich vermutlich auch, aber an die Stelle, wo bei ihm früher nur ein Haufen Wut unter der Oberfläche brodelte ist etwas Starkes und dabei sehr Ruhiges getreten. Er verbreitet eine Aura von Gelassenheit um sich herum, die ich mir von jedem Offizier wünschen würde.
Das Gespräch, das mit einem einfachen „Wie geht es Dir?“ begann, entwickelt sich zu einer Philosophie über die Notwendigkeiten, die man eingehen muß, die möglichen Fehler, die passieren können, den Willen, den man braucht, um auch in schlimmen Situationen nicht in sinnlose Panik zu verfallen sondern sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, selbst wenn einem der Tod im Nacken sitzt. Die Leere, die manche Aufträge in einem hinterlassen können, egal, wie gut es gelaufen ist. O’Connors Ansichten dazu sind spannend und das Gespräch beginnt gerade verflucht interessant zu werden…


Die Tereshkova meldet sich wieder, angeschlagen und hinkend, aber noch existierend. Aber die Nachrichten, die sie bringt sind keine Guten.
Ein sichtlich erschütterter Captain Hunter in Begleitung zweier wie immer völlig ungerührt wirkender Romulaner bringt die schrecklichen Nachrichten.
Die Supernova, die sich im romulanischen Reich ankündigte ist in einer sehr überraschenden Kaskadenreaktion explodiert. Kurz zuvor konnte die Evakuierung der bewohnten Planeten noch begonnen werden und Botschafter Spock war mit einem geheimen Forschungsschiff unterwegs, um das Schlimmste zu verhindern, was die Ausbreitung der zerstörerischen Welle im Subraum angeht.
Aber das System…ist…nicht mehr existent.
Das romulanische Reich ist zu Asche zerfallen.
Die Verluste an Leben werden noch…berechnet (dieses eine Wort tut mehr weh, als alles andere). Wo Lebensverluste nur noch berechnet werden können scheint die Realität plötzlich einen Knacks zu bekommen. Alles fühlt sich unwirklich an, als würde es irgendwo dermaßen weit weg passieren, daß es mich nicht mehr tangiert. Ich glaube ich verdränge gerade sehr erfolgreich. Die Kadettin allerdings, die unbeirrt gegen die Borg angetreten ist und mit der Unbekümmertheit der Jugend ihren Teil im Kubus geleistet hat bekommt diese Realität wohl mit einer Art Dampfhammer übergezogen und bricht völlig zusammen. Es ist unvorstellbar.
Sublieutenant Tela redet kurz mit seinen romulanischen Landsleuten, manche der Crew schaffen es, ihm ihr Beileid auszusprechen aber ich kann es einfach nicht. Erstens stehe ich Tela persönlich nicht so nahe, um ihm einfach nur die Hand zu geben, ich wüßte auch nicht, ob er eine solche Geste zu schätzen wüßte und zweitens fehlen mir in dieser Lage einfach jegliche Worte. Was zum Himmel kann man in dieser Situation auch sagen?

Pers. Tagebuch: Unweigerlich kocht einmal mehr der Gedanke hoch, daß ich die Romulaner nie leiden konnte – bis auf an drei Fingern abzählbare Individuen. Aber den Gedanken zulassen, daß ein ganzes Volk es verdient, auf diese Weise ausradiert und heimatlos zu werden?
Nein.
Irgendwo da draußen sind gerade Milliarden Seelen verglüht und niemand hat ihre Schreie gehört. Am erschreckendsten ist die Leere, die ich bei diesem Gedanken empfinde. Da ist keine Trauer, keine Wut, kein Schmerz. Ich hoffe nur, daß ich nicht an Gefühlskälte leide, sondern daß das bei mir die Schockreaktion ist, die auf solch eine Nachricht erfolgen kann. Ich kann es noch nicht realisieren und dementsprechend wird die Reaktion vermutlich noch auf sich warten lassen. Das…hoffe ich zumindest.


Das ist jedenfalls der Grund, weshalb die Föderation nur die USS Tereshkova losschicken konnte, um uns zu helfen. Für unsere Lage zu wenig aber das konnte keiner ahnen. Als sie hier eintrafen wurde sie von zwei Borgsphären angegriffen, die mittlerweile auch hier erschienen waren – vermutlich dank des Hilferufs der Borg. Ein romulanisches Schiff der Derridexklasse, das das zweifelhafte Glück hatte, sich – aus welchen Gründen auch immer – im hiesigen Raum herumzutreiben kam ihnen zur Hilfe, sonst wäre es um die Tereshkova geschehen. Mittlerweile steht fest, daß der Bau des Transwarptores schon sehr weit fortgeschritten ist und wir jederzeit mit einer Borgflotte rechnen müssen. Ein weiterer Schlag. Als ob die Nachrichten derzeit nicht schon schlimm genug wären.

Pers. Tagebuch: Echt jetzt? Am Ende sind diejenigen, die still und schnell in der Supernova verglüht sind, noch die Glücklicheren von uns. Vor die Wahl gestellt, ob ich auf diese Weise untergehen möchte oder eine Existenz als Borgdrohne vorziehen würde, wüßte ich, wo ich mein Kreuzchen hinsetze. Et merde! Und wir sitzen mal wieder genau am größtmöglichen Misthaufen. Ohne vernünftige Schaufel.

Nun gut. Bitte immer nur eine Katastrophe nach der anderen. Wir müssen hier die Lage sortieren und die Assimilierten behandeln. Die Stasiskammern können auf die Tereshkova verbracht werden. Und wenn wir uns ein wenig ausgeruht haben und frische Nahrung zu uns nehmen konnten, dann können wir die Probleme angehen, die uns noch erwarten.
Da gibt es ein Transwarptor, das sabotiert werden will. Ein Waffensystem, das erforscht und nach Möglichkeit gegen die Borg eingesetzt werden möchte – immerhin hatte Captain Picard ja einen Kauf in die Wege geleitet.

Nachricht an Captain Hunter, Kommandant der USS Tereshkova

Einzureichen über den korrekten Dienstweg via Ltnt. McPherson

Captain Hunter,
auch wenn sehr viel zu tun ist möchte ich Sie darauf hinweisen, daß wir noch von zwei zivilen Individuen wissen, die aus dem Wissenschaftslabor vor den Borg geflohen sind. Mit etwas Glück haben sie es geschafft, sich in eines der Höhlensysteme zu retten. Es handelt sich um eine Mrs. Andrea Weber und ihre 11-jährige Tochter. Die ältere Tochter befindet sich bereits in Ihrem Gewahrsam und wurde von der Borgtechnologie befreit. Ich hoffe sehr, daß gerade in solchen Zeiten dennoch der Versuch gemacht wird, die Familie zu finden, so lange noch die geringste Hoffnung besteht, daß sie am Leben sein könnten. Ich schicke Ihnen sämtliche Daten, die wir bereits gesammelt haben einschließlich des von uns vermuteten Aufenthaltsortes. Sollten Ihre Crew derzeit keine Zeit dafür erübrigen können bin ich gerne bereit, mit meinem Team die Suche zu übernehmen sofern Sie mir das gestatten.
Gezeichnet
PO3rd grade K. Valeris

Pers. Tagebuch: Ich bin müde. Man schläft sehr schlecht in dem Wissen, daß sich jederzeit ein Borg über einen beugen könnte. Und momentan können wir nichts mehr tun. Morgen wird es weitergehen, für heute sollten wir relativ sicher sein. Aber ein triumphales Gefühl will sich nicht einstellen, auch wenn wir verdammt viel erreicht haben. O’Connor scheint es ähnlich zu gehen. Aber ganz nebenbei gelingt es ihm, die verstörte Kadettin aufzurichten, obwohl er nur fünf Minuten Zeit mit ihr verbringt. Es sind wirklich bislang ungeahnte Qualitäten, die ich an ihm bemerke.

Darüber geht es dann auch in einem kurzen Austausch mit Lucille, die mir merkwürdig obenauf erscheint aber dabei wild entschlossen, irgendwelche aufkommenden Gefühle zumindest heute Abend zu ertränken und zu vergraben. Sie kennt O’Connor schon sehr lange und die beiden haben sehr viel gemeinsam durchgestanden.
Ich glaube, er wird einer von diesen Offizieren werden, die in ihren Leuten den dringenden Wunsch wecken, sie stolz zu machen. Wenn er es nicht schon ist. Ich jedenfalls fühle mich fünf Zentimeter wachsen, wenn er seine Anerkennung ausspricht. Und Lucille meint, sie habe diese Qualitäten in ihm schon lange gesehen, aber es gab Gründe, die ihn daran hinderten, diesen Weg einzuschlagen.
Vielleicht fällt mir dieser Gegensatz zwischen dem O’Connor von früher und dem heutigen aber nur deshalb so auf, weil es noch gar nicht lange her ist, daß ich ihn und Wynter in einen Topf geworfen habe und sie beschuldigt habe, hinter jeder Ecke ein Problem zu wittern, selbst wenn es nur ein Schatten ist, nur damit sie einen Grund haben, mit gezückten Phasern auf etwas loszugehen. O’Connor konterte damals ebenso ungehalten, daß die Science alles zu Tode analysieren würde, um ihre Existenz zu rechtfertigen.
Na, oder so ähnlich. Um das sicher zu wissen, müßte ich meine alten Aufzeichnungen durchgehen aber das ist ja auch egal.
Ich habe mich geändert und O’Connor hat sich irgendwie eine Art Weitblick erarbeitet und schafft es, ohne Vorbehalte seine Anerkennung für gute Arbeit auszusprechen, gleichgültig, ob er diese Arbeit nun versteht oder nicht. Sprich, er beweist Respekt. Er ist reif geworden. Und ja, ich glaube seine Leute werden für ihn durchs Feuer gehen. Und nicht nur die…

Nun, Lucille kapert O’Connor ein weiteres Mal, nachdem sie uns sozusagen befohlen hat, uns jetzt gefälligst zu amüsieren. Tatsächlich finde ich das ziemlich amüsant, auch wenn es mir gerade schwerfällt, auf Befehl lustig zu sein. Aber ich weiß ja, daß sie das so nicht meint sondern sich wünscht, daß wir es schaffen, ein wenig Entspannung zu finden, weil uns sehr bald noch sehr viel abverlangt wird.
Wie um alles in der Welt hat die ehrenwerte und altgediente Lieutenant Lucille Javert es nur geschafft, in so kurzer Zeit dermaßen blau zu sein?
Aber auch sie braucht sichtlich den Anker O’Connor noch für ein paar Minuten.

Wenn wir nicht schon einen fähigen Counselor hätten wäre Brendan vielleicht der richtige Mann dafür.
Der arme Roschenku wird sich vor Terminen nicht mehr zu retten wissen. Falls wir so weit überleben…

Als wir später – da verständlicherweise keine Musikinstrumente evakuiert wurden – Musikaufnahmen einschalten um ein bißchen unter dem nächtlichen Sternenhimmel den Klängen zu lauschen, ist der Augenblick trotz – oder gerade wegen – des vorigen Schreckens plötzlich perfekt.
McPherson, van Ameling, die Kadettin Bellami, Brendan und ich liegen auf dem Boden, singen ein wenig, schauen nach oben, wo in der Atmosphäre eine Sternschnuppe nach der anderen verglüht.

Ja, Danke, Brendan für den bedauernden Hinweis, daß das sehr wahrscheinlich Trümmerteile von Borgkuben sind – das ändert nichts daran, daß es schön ist, dem zuzusehen.

Es ist ein wunderbarer, friedlicher Moment, der uns da allen vergönnt ist. Einer der Momente, an die man sich erinnern sollte, wenn die Dinge sich wieder überstürzen und eine Katastrophe die andere jagt. Etwas zum Festhalten.
Das geht an uns nicht spurlos vorbei.

Auch wenn der verflixte Funk wieder Dinge zu wittern glaubt, die nicht sind. Ich weiß nicht ob die Romulaner aus Funk jegliches bißchen Sentimentalität herausgeprügelt haben aber ob der Mann wohl je verstehen wird, daß es Momente gibt, in der ein bißchen Verständnis und eine Schulter zum Anlehnen, sprich, etwas menschliche Wärme, Güte und der Trost einer einfachen Berührung mehr wert sind als jeder Gedanke an Matratzensport?

Hmpf, vermutlich nicht.
Ich bin jedenfalls froh, daß O’Connor noch über diese Menschlichkeit verfügt. Oder wieder über sie verfügt.