Mission-Logfile 39, Sternzeit 23880310
The Borg – It’s not in the stars to hold our destiny but in ourselves

Bericht von PO Valeris, Abteilung Science


Die Ereignisse haben sich auf eine Art und Wiese überschlagen, daß ich erst jetzt, an Bord der USS Tereshkova dazu komme, meine eiligen Einträge zu sichten und zusammen zu fassen. Ich hoffe, es gelingt mir, das Chaos der letzten Tage einigermaßen zu sortieren. Drei Tage können sich anfühlen wie eine Ewigkeit.
 
Die Columbia erhielt den Auftrag, mit Ersatzteilen für einen Subraumsender nach Minos zu fliegen.

[Anmerkung.: Die Ereignisse um den Planeten Minos sind aus den Datenbanken der Sternenflotte hinreichend bekannt, um mein eigenes Wissen noch einmal aufzufrischen reicht folgende Zusammenfassung:
Ein Außenteam der USS Enterprise (NCC-1701-D) stieß auf dem Planeten Minos auf eine automatische Demonstration eines vollautomatischen, intelligenten Waffensystems namens Echo Papa 607, das auch als planetares Verteidigungssystem eingesetzt werden sollte.

Allgemeine Funktionsweise: Von einer mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Basis werden in Intervallen von zwölf Minuten Flugkörper in stets verbesserten Ausführungen gestartet, bis der Kampfauftrag erledigt ist. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig und reichen von Datensammlung, Ausschalten und Konservieren lebender Zielpersonen mit Hilfe eines Stasisfelds sowie Bekämpfung von Bodentruppen und Bunkern bis hin zur kompletten Neutralisation von Kriegsschiffen im Orbit. Mithilfe der Kontrollkonsole kann man Ziele festlegen, den Programmcode abrufen und die Bewegungen der Drohnen und Ziele überwachen.

Die Minosianer bauten es um diese Waffe anderen zu verkaufen. Unglücklicherweise stufte das System seine Erschaffer ebenfalls als Bedrohung ein und zerstörte jegliches intelligente Leben auf dem Planeten. Captain Picard traf, nachdem sein Schiff und seine Crew durch das Waffensystem in eine schwere Bedrohungslage kam, mit dem Verkaufshologramm eine fingierte Kaufoption, woraufhin sich das Waffensystem am Boden abschaltete. ]



Momentan befindet sich dort auf Minos lediglich eine wissenschaftliche Forschungsstation, die die Geschichte der Minosianer untersucht und sich so weit als möglich mit dem Waffensystem beschäftigt.

Pers. Tagebuch: Es klingt nach einem leichten Auftrag. Außerdem werden wir die Gelegenheit haben, die archäologischen Forschungsfortschritte zu begutachten, worauf ich mich persönlich sehr freue. Auch wenn Waffensysteme nicht zu meinen Fachgebieten gehören birgt die untergegangene Kultur von Minos sicher das eine oder andere interessante Detail. Vor allem, wenn man bedenkt, daß die Diskussion um die Intelligenz und Selbstständigkeit von mechanischen Systemen auch zu unserer Zeit immer wieder gerne hochgekocht wird. Minos ist das in Metall gegossene Argument gegen künstliche Intelligenz und die Verwendung von Androiden. Auch wenn es – wie immer – auch dafür bestehende Ausnahmen in der Sternenflotte gibt.

Minos ist nicht weit entfernt, die Flugzeit wird nur paar Stunden betragen. Morgen früh gegen 10 Uhr irdischer Zeit sollten wir da sein.

Zur Wissenschaftsstation besteht momentan kein Kontakt, da die Subraumsender aufgrund von Ionenstürmen ausgefallen sind. Das kommt in diesem Gebiet häufiger vor und ist per se kein Grund zur Beunruhigung. Der Sturm wird auch noch eine Weile wüten, laut unserer Daten ist er gestern über Minos gefegt, die Auswirkungen werden noch ein paar Tage zu spüren sein. Auch wenn es um die Auswertungen von Scanergebnissen und die Sensorik allgemein geht.

Für den heutigen Abend sind die Offiziersprüfung für O'Connor und die Kadettenprüfungen für Miraj und Nabaar angesetzt. Die der Columbia kürzlich zugeteilte Kadettin im ersten Jahr Bellami soll diesmal ihr Praktikum in der medizinischen Station ableisten. Der Rest der Crew hat Freizeit.

Was mich nicht daran hindert gemeinsam mit ein paar anderen an einer Simulation für PO Alenis teilzunehmen, die ihre Fähigkeiten in punkto Streßbewältigung, Urteilvermögen und Untergebenenführung hart auf die Probe stellen.
Ansonsten setze ich mich mit Biggarth und McTavish noch daran, ein paar zusätzliche Details über Minos auszugraben, wobei wir die Arbeit auf unsere Kompetenzgebiete verteilen, das Waffensystem für Biggarth, Flora und Fauna sowie Archäologie für mich und van Ameling und Geologie für McTavish.

Anmerkung: Wir graben zwar nichts wirklich Neues aus, aber ein bißchen detailerweitertes Wissen ist selten von Nachteil, wenn auch für den eigentlichen Bericht ohne Belang.

Zusammengefaßte Erkenntnisse:
Die Minosianer waren Waffenhändler, die oft in Konflikten beide Seiten bedienten, streng kapitalistisch orientiert und stolz auf ihre fortschrittlichen Produkte, die sie als 'Arsenal der Freiheit' betitelten.

Aktuelle interessante Forschungsberichte liegen noch nicht vor, das Team befindet sich noch in der Phase des Datensammelns. Die Wissenschaft interessiert sich für das Volk, deren Kultur und zwingend auch für die Entschlüsselung und Kontrolle des Waffensystems Echo Papa 602, das bislang nur stillliegt aber keinesfalls inaktiv ist und nach wie vor eine nicht  zu unterschätzende latente Bedrohung darstellt. Aber momentan ist keine große Securitypräsenz in der Station vonnöten. Seit die Enterprise unter Captain Picard das System davon überzeugt hat, daß sie es kaufen wollten hat es sich abschalten lassen und verbleibt derzeit zuverlässig in diesem Zustand.

Die minoische Zivilisation wurde vermutlich innerhalb weniger Monate vernichtet, nach derzeitigen Erkenntnissen wegen eines existenziellen, um nicht ‚dämlich‘ zu sagen Fehlers. Wenn der Befehl lautet:  'Alles vernichten‘ – und man vor Kurzsichtigkeit oder Arroganz vergißt, sich selbst aus diesem Befehl auszuschließen, dann kann man dem System kaum Vorwürfe machen, wohl aber seinen Erbauern.

Momentan schaut man sich da unten noch die Anlagen an und verschafft sich einen Überblick. Nachdem die Enterprise vor mittlerweile 24 Jahren Kontakt hatte wurde lange Zeit eine strenge Quarantänezone über den Bereich gelegt, die erst mit Installierung der Wissenschaftsstation teils aufgehoben wurde.

Der Planet selbst liegt im Lorenz-Cluster, ist ein Klasse M Habitat, verfügt über eine stabile Tektonik, eine nicht mehr existierende Fauna und eine nach unseren Begriffen unkritische Flora verschiedener Klimazonen.

Das Waffensystem bedient sich Drohnen verschiedener Typen für den Nahkampf auf der Oberfläche aber es gibt auch modifizierte Versionen, die in den Orbit geschickt werden, es ist eine reine Vernichtungsmaschinerie. Das System analysiert den Widerstand, der der jeweiligen Drohne entgegentritt und adaptiert seine Produktionsstätten selbstständig so, daß die nächste Drohne auf die jeweilige Bedrohung besser eingestellt ist. Die Anpassungszeit nach der Vernichtung einer Drohne bis zum Aussenden einer verbesserten Version beträgt 12 Minuten.

Die KI lernt selbstständig dazu.

Es wird auch nicht immer nur eine Drohne ausgesendet sondern mehrere parallel. Die Drohnen können auch aufklären. Sie versuchen bei Kontakt erst das Verhalten zu interpretieren, schicken auch z.B. Hologramme los die Fragen stellen oder versuchen Gefangene in Stasis zu nehmen und passen die Drohnenprogrammierung an. Die Datenanalyse und der Upload werden zuerst nur in der jeweiligen Drohne gespeichert und erst bei ihrer Zerstörung an die Basisstation gesendet wo die Hardware beim nächsten Neubau angepasst wird. Das System verpaßt den Drohnen auch Sensoren und Störgeräte etc., sie können z.B. die Kommunikation unterbrechen. Nach entsprechender Taktikanalyse werden bei Bedarf auch mehrere Drohnen losgejagt. Das ganze System war bisher lediglich eine Demoversion zum Verkauf. Eine einzelne getarnte Drohne war in der Lage, die Enterprise massiv zu beschädigen.

Fazit: Mit dem System will man nicht konfrontiert werden. Was für eine verfluchte Höllenmaschinerie.

Währenddessen laufen die praktischen Übungen für die Prüfungen weiter. Das Erscheinen eines klingonischen Botschafters an Bord kommt für die Uneingeweihten recht überraschend, stellt sich aber als ein Teil der Prüfung für O’Connor und die Kadetten heraus. Teils ergeben sich daraus etwas skurrile Situationen, aber nichts, was nicht tatsächlich vorkommen könnte und mit dem Offiziere wohl fertig werden müssen.

Miraj wird anschließend zum PO 3rd class ernannt. Kane wird zum PO2nd befördert, Nabaar zum Ensign (und zur Leiterin der OPS) und O'Connor ebenfalls zum Ensign, womit er den Sprung in den Offiziersstand geschafft hat.

Persönl. Tagebuch: Etwas, das mir auch noch blüht. Momentan bin ich zu dem PO Titel in der Wissenschaft gefühlt aus reiner Notwendigkeit gekommen, wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde, weil die Leitung an mich übertragen wurde. Ich habe immer noch keine Ahnung, ob ich aus dem Material bin, aus dem man gute Offiziere macht und ein schlechter Offizier will ich nicht werden. Fragt sich nur ob ich rechtzeitig meine Grenzen erkenne oder dann auf einem Zug festsitze, von dem ich nicht mehr abspringen kann ohne mein Umfeld zu enttäuschen oder mein Selbstwertgefühl zu beschädigen.

‚On verra!‘, würde meine Großmutter hoheitsvoll sagen.

Morgen um 10 Uhr ist Dienstbeginn.

Wir kommen im Orbit um Minos an. Immer noch besteht kein Kontakt zur Station.

Also greifen wir auf die altbewährte Methode zurück und schicken eine Sonde los. Es könnte evtl. Verletzte wegen des Sturms geben, technische Ausfälle, die qualifiziertes Personal und spezifisches Material benötigen, kurzum, wir wollen eine Lageüberblick ehe wir selbst nach unten gehen. Beamen ist momentan aufgrund der Interferenzen keine gute Option.

Kurz darauf kommen wenige Daten von der Sonde an, die Interferenzen verzerren auch hier die Ergebnisse und machen sie unsicher. Was eben leider bei einem Ionensturm der Stärke 6 vom Typ 3 Gamma zu erwarten ist.

Also wird ein Außenteam mit einem Shuttle hinunterfliegen. Das Problem, daß unsere Kommunikation vermutlich gestört werden wird, versucht die Wissenschaftsabteilung mit der Technik zu umgehen, indem wir Infrarotlaser für Morsesignale und gepulstes Commrauschen nutzen. Primitiv, aber besser als nichts. Sämtliche Frequenzen müssen mit verstärkter Leistung gesendet werden und ganz allgemein die Schildmodulation des Shuttles daran angepaßt werden.

Dann kommt die erste unerfreuliche Überraschung. Das Shuttle wird nahezu sofort angegriffen. Die Insassen konnten sich rechtzeitig hinausbeamen und der Vorgang ist trotz des hohen Risikos mit Hängen und Würgen geglückt. Das Shuttle stürzt ab. Der Angreifer war eine Drohne des Waffensystems, das eigentlich deaktiviert sein soll. Was zum Teufel kann da unten passiert sein, daß das Waffensystem aktiviert wurde? Was ist dann mit der Station passiert? Und wie schlimm ist die Bedrohung für uns?

Die angreifende Drohne wird von der Columbia zerstört und nun haben wir gerade einmal 12 Minuten Zeit bis zum Erscheinen der nächsten Drohne – vorausgesetzt, das System hat sich nicht massiv verbessert. Wir versuchen erneut, das Außenteam zu kontaktieren und erreichen nichts. Ein zweitens Team muß los, bestehend aus Javert, Wynter, McPherson, Kassabyan, MacTavish, Tela und mir.

Pers. Tagebuch: Ja, es ist nötig, aber mich beschleicht das unbehagliche Gefühl, daß wir hier beginnen, ‚Zehn kleine Negerlein‘ zu spielen.

Selbstverständlich wäre es dumm, dieselbe Taktik (hinuntergehen und nachsehen) einfach noch einmal zu benutzen. Also versuchen wir die nächste Drohne mit einer Überladung der Tarnvorrichtung der Columbia abzulenken. Da dauert alles seine Zeit und wir sind über das 12 Minuten Fenster hinaus. Allerdings erscheint keine weitere Sonde. Aber die verflixten Interferenzen machen jedes eintreffende Datenpaket komplett unsicher. Dennoch müssen wir unser Team zurückholen. Drake dürfte – sofern er noch einsatzfähig ist - garantiert schon dabei sein zu versuchen, die Kommunikation zum Schiff zu errichten und tatsächlich finden die Scanner das Signal, als wir gezielt danach suchen.

Wir gehen hinunter und finden unsere Leute. O'Connor ist verletzt und muß auf die Krankenstation gebeamt werden, was mit den mitgebrachten und aufgebauten Signalverstärkern gut funktioniert. Wir suchen mit modifizierten Tricodern nach den Technikern und ansässigen Wissenschaftlern und finden Blutspuren, denen wir folgen können. Auf diese Weise gelangen wir zu einem Komplex der Waffenbasis.

Dort gehen wir unter Schutz der Security koordiniert vor und sammeln Daten. Im Bereich im Erdgeschosses bauen wir noch den Sensorverstärker für ein Beamfeld auf. Die Systeme der Station wurden vor wenigen Stunden manuell heruntergefahren. Die automatischen Türen sind zumeist verschlossen, was uns viel Zeit kostet, ehe wir tiefer vordringen können. Wir finden integrierte Energiezellen unseres Shuttles, angehängt an einen Generator. Vermutlich haben die Stationstechniker versucht, sie aufzuladen, um damit die Türmechanismen überbrücken zu können. Aber die Techniker sind nicht hier und weiterhin gibt es keinen Hinweis auf das tatsächliche Geschehen.

Dann dringen wir in den Wohnbereich vor. Auch hier finden wir zusätzliche Energiezellen des Columbiashuttles. Diese Türen lassen sich mit den Energiezellen schneller öffnen und wir können vermeiden, das ganze System hochfahren zu müssen. Und dann, hinter der letzten Tür...

Persönl. Tagebuch: Verdammt, ich zittere immer noch. Bis dahin war die Situation lediglich merkwürdig und rätselhaft, aber noch nicht bedrohlich. Was sich mit dem Öffnen der Tür schlagartig ändert. Dichter Nebel wabert dahinter und Laserpointer mit grünem Licht bewegen sich. Wynter sichert die Öffnung. Und dann fragt MacTavish „Welche Temperatur herrscht da drinnen eigentlich?“, nur um sich mit einem Blick auf seinen Tricorder die Frage selbst zu beantworten. „39,2 Grad, präzise.“

Eine Sekunde Stille ist uns gegönnt, in der die Bedeutung dieses Wertes gerade erst einsickert. Garantierte Prüfungsfrage in jeder wissenschaftlichen Prüfung, die irgendetwas mit außerirdischen Lebensformen zu tun hat. Ich spüre geradezu, wie Professor Goodyear im Hintergrund ungeduldig auf die Antwort wartet und mit dem Fuß wippt. Standarttemperatur in Borgschiffen.

MacTavish schafft es gerade noch, ein entsetztes „Heilige Sch…“ von sich zu geben als der erste Borg in der Türöffnung erscheint. Ab dann herrscht in meiner Erinnerung nur noch Chaos, hervorgerufen durch reine Panik, vorwärts marschierende Borg und einem überwältigenden Fluchtimpuls.

Visorpointer bewegen sich im dichten Nebel und innerhalb kürzester Zeit erscheint der erste Borg und hindert Wynter daran, die Tür wieder zu schließen. Die Borg brechen durch. Wir schießen und leiten den Rückzug ein. Wie aus allen Berichten bekannt adaptieren die Borg sich schnell an die Phaserfrequenzen und damit gehen uns die Verteidigungsmöglichkeiten sehr schnell mit den benutzten Phasern aus. Im Nahkampf mit den Borg reicht ihre körperliche Kraft aus um jedem von uns, der nicht ausweichen kann die Knochen zu brechen oder ihn durch die Gegend zu werfen. Es ist ein ungleiches Kräfteverhältnis.

Flucht ist die einzige Option. Sie gelingt uns einigermaßen koordiniert, vor allem, weil uns die Borg momentan nur als lästige Ablenkung wahrzunehmen scheinen, aber der Schrecken hat sich tief eingegraben. Bevor wir an Bord gehen treffen wir alle nötigen Maßnahmen, um eine Kontamination mit Borgnanosonden auszuschließen.

Der Ionensturm läßt allmählich nach. Wo sind nur die restlichen Wissenschaftler? Die Umstände lassen das Schlimmste befürchten.

Die Crew bespricht eiligst die Lage in der Messe und informiert den Captain, noch während die gesammelten Tricorderscans von unten ausgewertet werden. In der Föderationsstation wurden 12 Borg gescannt. Ein Zugang zum Waffensystem ist dort prinzipiell vorhanden und die Generatoren werden momentan von den Borg hochgefahren. Der Subraumsender dort unten erlaubt ihnen vermutlich demnächst Verstärkung zu rufen.

Es erfolgt der Befehl von Captain Gallagher, sofort einen Torpedo auf den Bereich abzuschießen um Schadensbegrenzung  zu betreiben. Doch der bereits funktionierende Borgschild verhindert die Detonation am Ziel. Ein orbitales Bombardement wird so nicht möglich sein. Wir haben Daten, die auf zwei aktive Regenerationsalkoven und zwei Assimilationskammern schließen lassen. Die Situation ist jetzt schon erschütternd. Allein die Aussicht darauf, daß die Borg erstens Verstärkung rufen könnten, zweitens die Wissenschaftler vermutlich bereits assimiliert haben und auf sämtliche gesammelten Daten bezüglich des Waffensystems zugreifen könnten um letztendlich drittens zu versuchen, das Waffensystem in seiner Gesamtheit zu assimilieren ist erschreckend genug um uns anzuspornen, alles  zu versuchen, um das Schlimmste  zu verhindern.

Persönl. Tagebuch: Borg gehören mit zu den Dingen, von denen ich gehofft hatte, ihnen niemals zu begegnen. Angesichts des Grauens, mit dem die Föderation im letzten Krieg mit ihnen konfrontiert wurde empfinde ich große Furcht vor diesen Kreaturen. Da sind einmal die schiere Übermacht und technologische Überlegenheit, die unsere Waffen, Schiffe und Verteidigungsmöglichkeiten wie Spielzeuge und Knallerbsen erscheinen lassen. Dazu kommt die Art wie sie funktionieren und die völlig unmenschliche Gleichgültigkeit mit der sie ihre Ziele verfolgen.

‚Widerstand ist zwecklos. Sie werden assimiliert werden.‘ – wie oft sind diese Worte schon im Scherz ausgesprochen worden? Aber hier und jetzt werden sie zu einer Zukunftsdrohung, die schlimmer ist als der Tod. Der Gedanke, als ein von Technologie umgewandelter gehirntoter Sklave, gesteuert von einem kollektiven Bewußtsein, jeglicher Individualität und damit der eigenen Seele beraubt eine Existenz zu führen, die nur darin besteht, die eigene Art zu erhalten indem ohne Reue oder Gnade ganze Zivilisationen ausgelöscht und nur ihr Wissen integriert wird, ist grauenvoll. Erst recht die Tatsache, daß das Bewußtsein noch lange genug im Hintergrund flackert und nur ganz langsam erlischt, während der Körper ferngesteuert Dinge tut und der Geist nur schreiend zusehen kann…das alles ist genug, um in mir den Wunsch zu erwecken, mir auf der nächsten Toilette die Eingeweide aus dem Leib zu kotzen.

Nur das Wissen, das eine Flucht genauso sinnlos ist und wir trotz jeglicher Aufforderung, den Widerstand einzustellen nun einmal eine Spezies sind, die sich die eigene Freiheit, den Schutz von Lebensformen und den Widerstand gegen alles, was droht, diese Lebensweisen zu zerstören auf die Fahnen geschrieben hat läßt uns keine Wahl. Aufgeben ist und war niemals eine Option und der Tod ist nicht das Schlimmste, was uns passieren kann. Alles ist besser als dieses Nicht-Leben.

Angesichts der Lage lautet der Beschluß, hinunterzugehen und manuell Sprengsätze anzubringen. Zunächst aber schicken wir einen Bericht und die Bitte um Verstärkung mit einer Sonde an die Föderation. Selbst wenn wir bei dem Versuch, die Borg hier in allem, was sie tun zu sabotieren, sterben sollten muß die Föderation wissen, was auf sie zukommt. Wir müssen um jeden Preis verhindern daß die Borg Zugriff auf das Waffensystem bekommen. Kann man darauf womöglich noch von anderen Punkten zugreifen? Woher kamen die Borg überhaupt? Versteckt sich hier noch irgendwo ein Kubus?

Die Science und die OPS müssen jetzt für maximale Informationsgewinnung die Sensoren heiß laufen lassen.

Ein weiteres Außenteam bereitet sich vor, ebenso die medizinische Abteilung, die versucht Präventivmaßnahmen zu finden um Leute, die mit Nanosonden infiziert wurden zurückzuholen, ehe es zu spät ist. Die ständige Remodulation der Phaser ist ein weiteres Problem, für das eine Lösung her muß, etc.

Alle Informationen sind wichtig. Sollten wir das Computerterminal der Station bergen? Nach Möglichkeit müssen wir versuchen, unsere vermißten Wissenschaftler zu retten. Was wir über Borg wissen muß aus den Datenbänken zusammengefaßt werden. Telepathische oder empathische Fähigkeiten können helfen, die Borg, die noch einen Rest Persönlichkeit haben und damit rettbar sind von jenen zu differenzieren, die unwiderruflich verloren sind.

Wir müssen die Interlinkfrequenzen, derer sie sich zur Kommunikation bedienen herausfinden und nach Möglichkeit stören. Der Speicher von Borgdrohnen, ihr Cortikalknoten im Kopf ist eine sensible Stelle. Der Zugang zum Sekundärprozessor befindet sich im Torsobereich.

Das Außenteam hat den Auftrag, einen Rettungsversuch zu unternehmen und die Subraumempfänger zu zerstören oder zu hacken, damit wir die Schildemitter der Borg stören können um wiederum bombardieren zu können. Ein Zugriff auf die Lebenserhaltung könnte, wenn möglich, nützlich sein um die Temperatur zu manipulieren. Wenn wir es schaffen, das Vinculum zu finden und zu zerstören verschafft uns das einen weiteren Vorteil.

Anm.: Zur Erinnerung, was ein Vinculum ist: Es handelt sich um eine Verarbeitungseinheit, die auf jedem Raumschiff und jeder Einrichtung der Borg zu finden ist. Über sie sind die Gedanken aller Borg-Drohnen zum Hive-Bewusstsein miteinander verbunden. Das Vinculum bringt Ordnung in das Chaos von Gedanken, indem individuelle Gedanken aussortiert und nur die für das Kollektiv wichtigen Informationen herausgefiltert und mit den anderen Drohnen geteilt werden. Ohne Vinculum ist ihre Effizienz herabgesetzt, es fehlt das Ordnende im Kollektiv.

Die Scans laufen.

Das Außenteam wird mit dem Shuttle nach unten gebracht und installiert die Transporterverstärker. Im Generatorenraum installiert Sublieutenant Tela den Sprengsatz. Der Rest des Teams arbeitet sich nach oben damit Kassabyan an der Konsole arbeiten kann, alle weiteren verbleiben in einem weiteren Raum als Kampflinie mit remodulierenden Phasern. Javert und Counselor Rozhenko versuchen zu erfühlen wer evtl. noch zu retten ist und Kassabyan versucht, den Subraummodulator zu finden. Der Captain gibt zu bedenken, daß wir eventuell zu viele Ziele auf einmal verfolgen und absolute Priorität hat die Konsole der Station damit wir weitere Informationen bekommen.

Viele Borg setzen ihnen zu, mittlerweile werden unsere Leute eindeutig als Bedrohung eingestuft. Ein paar Site to Site Transporte retten einige Leute, aber Tela wird bei den Generatoren von nachrückenden Borg assimiliert, Kassabyan erwischt es oben an seiner Konsole. Das Team hat aber die Generatoren gesprengt. Kassabyan war am Computer, aber momentan ist uns unbekannt was er noch geschafft hat. Die Opfer werden direkt auf die Krankenstation gebracht. Vermutlich wurden alle Wissenschaftler der Station assimiliert.

Kassabyan und Tela werden auf der Columbia behandelt.

Dank fehlender Generatoren sind aber die Schilde nun deaktiviert. Unser Problem besteht nun darin, daß die Front nicht haltbar ist, wenn die Borg sich beamen und hinter den Truppen manifestieren können. Wir gehen von 47 Wissenschaftlern aus. Das entspricht aber nicht unbedingt unserer tatsächlichen Gegnerzahl, weil Borg reaktiviert werden könnten, wenn ihre Schäden nicht zu groß sind. Wir müßten jetzt auch beamen können. Dank des Teams kennen wir jetzt die Position der Assimilationskammern etc. und unsere Leute haben es geschafft, fast 20 Borg auszuschalten, was deren Truppengröße hoffentlich merklich reduziert. Das nächste Ziel lautet: Die Subraumsender zerstören und nach Möglichkeit noch ein paar der Wissenschaftler  retten.

Auch wenn es etwas Technisches ist und nichts Neues, ausnahmsweise fällt mir ein, wie wir Letzteres bewerkstelligen könnten, denn es ist nicht das erste Mal, daß Leute gegen ihren Willen einen Transportmarkierer ‚aufgeklebt‘ bekommen und dann gebeamt werden. Vielleicht kann man diese Markierer sogar als Projektil verschießen. Die Technik konstruiert etwas Entsprechendes.

Die Security gibt zu Protokoll, daß ein Bombardement der Station deutlich weniger Risiko bergen würde. Aber der Wunsch noch ein paar unserer Wissenschaftler zu retten ist groß. Für vermißte Crewmitglieder würden wir das auch versuchen.

Also planen wir die Aufteilung in zwei Teams. Team 1 betritt den Komplex über die Tür, Team 2 beamt sich direkt zu den Assimilationskammern. Javerts empathische Fähigkeiten sollen eingesetzt werden, um rehabilitationsfähige Opfer zu identifizieren und mit einem Schuß zu markieren.

Zur Not könnten wir immer noch eine Bombe direkt in den Komplex beamen, aber damit retten wir niemanden. Es wäre eine letzte Option. Das Borgkollektiv wird vermutlich versuchen mehr Leute zu assimilieren nachdem ihre Zahl verringert wurde. Möglich wäre eine Ablenkung durch Lockvögel. Die Borg werden aber, falls der Ärger auf einer Front zu massiv ist versuchen ihre Drohnen wegzubeamen. Könnte man diesen Vorgang stören? Z.B. durch ein Gegenfeld? Das Problem ist, wir kämen dann eben auch nicht weg.

Wie üblich in solchen aus der Not geborenen hastigen Planungssitzungen rauchen die Köpfe und jede Menge Vorschläge und Ideen werden vorgebracht und verworfen oder auf Machbarkeit geprüft und realisiert.

Zur weiteren Vorbereitung wird ein Shuttle noch nahe genug an den Komplex heranfliegen, um die Computerkonsole direkt ins Shuttle beamen zu können, denn bislang sind die Daten, die Kassabyan gesammelt hat, unvollständig. Damit die Konsole nicht beginnt, mit Nanosonden unser Shuttle zu assimilieren soll sie dort in einem sicherem Quarantäneumfeld untersucht werden. Außerdem haben wir noch Fragmente der Daten, die in einem Tricorder bei Tela gefunden wurden.

Wir bereiten Stasiskapseln für eventuelle Gerettete vor, denn um die Wissenschaftler vollständig zurück in ein menschliches Leben zu holen wird ein größerer Aufwand betrieben werden müssen, das wird sich nur in einem medizinischen Zentrum der Föderation machen lassen. Bislang sind das nur Vorbereitungen um für alle Fälle gerüstet zu sein.

Telas Tricorder scheint, während er den Generator sabotierte, die Daten selbstständig gezogen zu haben bzw. sie wurden aktiv auf den Tricorder gespielt. Zum Glück wurde der Chip direkt danach entfernt und so können sich die Daten nicht weiterverbreiten und das Schiffssystem infizieren.

Bearbeitet werden können die Daten nun in einem isolierten Computer.

Die Medizin gibt ein kurzes Update, was im Ernstfall zu tun ist. Das Zeitfenster für eine sofortige Behandlung bei akuter Assimilierung beträgt 30 Minuten. Modifizierte Neuralstimulatoren sind in der Lage, das Nervensystem lahmzulegen bis ein Arzt die Implantate entfernen kann.

Ich helfe beim Übersetzen der Datenfragmente. Schnell identifizierte und bereits bekannte Speziesbezeichnungen und Nummerierungen erleichtern uns das Auffinden von Zeichen um den Computer mit Daten für ein Übersetzungsprogramm zu füttern. Die Teilassimilierten – so stellt sich heraus, können einzelne Zeichen noch lesen. Namentlich Kassabyan ist in der Lage, noch ganze Sätze und Worte zu übersetzen.

Mittlerweile hat die Sternenflotte auf unsere Botschaft geantwortet und wird in 48 h hier sein. Das ist zwar eine gute Nachricht, aber so lange durchzuhalten kommt mir angesichts der Umstände noch sehr gefährlich vor.

Was wir aus den Daten herauslesen können ist eine Art Logbuch dessen, was die Borg seit ihrer Ankunft hier getrieben haben.

Zusammenfassung des Inhalts:
Die Borg wurden von einer unbekannter Drohne abgeschossen (Meine Überlegung dazu: wahrscheinlich haben die Wissenschaftler das Waffensystem aktiviert weil sie das Nahen eines Borgschiffs bemerkt haben.). Es gab 5 überlebende Drohnen, die den Komplex infiltriert und mit dem Bau eines Vinculums begonnen haben. Da der dortige Subraumsender zu schwach war dauerte der Vorgang länger als gedacht. Aber das Vinculum wurde gebaut und das Hilfesignal ans Kollektiv gesendet. Sie haben begonnen eine Zwei-Wege-Kommunikation zu errichten und analysieren bereits das Waffensystem. Als sie dabei waren die Wissenschaftler zu assimilieren kam die Columbia dazu und nun planen sie weitere Individuen zu assimilieren um die eigenen Verluste auszugleichen.

Natürlich wollen sie das Waffensystem planetenweit mit Nanosonden überschwemmen aber so weit sind sie noch nicht. Auf dem Planeten selbst ist wegen der gesprengten Generatoren noch keine Energie zu erwarten, sie haben das Waffensystem vorläufig wieder abgeschaltet und es ist unsicher, wie schnell und gut der Hilferuf der Borg durchkam.

Damit haben wir das Ziel, die verbleibenden 14 Wissenschaftler zu retten, den Subraumsender zu zerstören und auszuharren, bis die Flotte kommt. Das Vinculum müßte mit dem Subraumsender gekoppelt sein, wird der zerstört, sollte das Vinculum hinüber sein, bzw. wenn wir die Wissenschaftler sicher in unseren Stasiskapseln haben könnten wir auch alles bombardieren. Aber nur wenn wir unten scheitern.

Den Zeitpunkt, wann das Borgsignal ans Kollektiv gesendet wurde kann errechnet werden. Damit sollte mit einem Scan die gezielte Richtung des Signals auffindbar sein, von dort müßte das Borgschiff zur Verstärkung kommen – wenn es denn kommt. Diese Information ist nicht uninteressant um zu wissen, auf welche Richtung wir ein besonderes Augenmerk legen sollten.

Alle Informationspakete werden an die Sternenflotte abgeschickt. Und dann ist es soweit.

Das Team 1 unter Wynter geht vor zur Ablenkung. Team 2 unter Javert geht zum Subraumsender und versucht, Menschen zu retten und den Subraumsender zu zerstören. Bei Assimilierung sind die Opfer sofort auf die Medic zu beamen.

Wir materialisieren direkt am Subraumsender. Ionescu macht sich mit fliegender Eile daran, das Kraftfeld des Senders herunterzufahren, Kassabyan platziert die Bombe. Kane gibt uns Feuerschutz und MacTavish und ich remodulieren die verdammten Phaser, damit die Verteidiger immer eine frische, funktionale Waffe am Mann haben.

Es ist furchteinflößend. Wynters Ablenkung sitzt, wir haben nur wenige Borgdrohnen, die uns behindern, aber das kann sich schnell ändern. Und ich hoffe nur, daß das andere Team da mit heiler Haut wieder rauskommt. Wir schaffen es bis zum Vinculum, den Technikern gelingt es, das Kraftfeld zu deaktivieren, den Sprengsatz zu platzieren und noch ein paar Daten zu ziehen, aber dann bricht die Hölle los als ein massiver Angriff der Borg erfolgt. Javert wird assimiliert, ebenso Ionescu, wir markieren sie und sie werden herausgebeamt, hoffentlich in Sicherheit. Und wieder einmal fliehen wir, als uns das andere Team gerade noch zur Hilfe kommt, doch dann muß das Team schleunigst an einen anderen Einsatzort, wir trennen uns und unser kläglicher Rest hastet zu den Transportverstärkern zurück um von hier zu verschwinden.

Plötzlich sind nur noch Kane, MacTavish, Kassabyan und ich übrig, Kane ist zumindest verletzt, wir haben noch einen Markierer und anderthalb funktionierenden Phaser und wir wollen hier schleunigst heraus, ehe die nächste Angriffswelle kommt. Wir bitten um Rücktransport.

Da kommt der Befehl unseres XO, noch weitere Individuen zu finden…und haut uns aus den literarischen Socken… 

Offizieller Logbucheintrag, betreffend den Befehl von XO Reynolds zum Zeitpunkt Außenmission Samstag Nachmittag, Bergung von Assimilierten und Vinculumzerstörung:

Ich war in die Situation direkt involviert und gebe zu Protokoll, daß wir übrig gebliebenen Teammitglieder unzureichend bewaffnet, teils verletzt und nicht ausreichend qualifiziert waren, um zu diesem Zeitpunkt rehabilitierbare Drohnen zu identifizieren und eine weitere Rettungsmission mit Chancen auf Erfolg durchzuführen. Die Möglichkeiten zur Remodulierung der Phaser bestand zwar noch, hätte aber MacTavish und mich gebunden und damit Kassabyan und den verletzten PO Kane übriggelassen, um mit jeglicher Bedrohung fertig zu werden. Unsere Bewaffnung bestand lediglich noch in einem Phaser Typ 1 und einem Phaser Typ 2. Auch war keiner von uns in der Lage zu erkennen, welche der Drohnen noch zu retten sind und welche nicht, dazu war nur Lieutenant Javert dank der empathischen Fähigkeiten imstande. Unter diesen Umständen hat uns der Befehl, nach weiteren Vermißten zu suchen verwundert. In meinen Augen hat PO Kane das einzig Richtige getan, Rücksprache gehalten, unsere Bedenken angeführt, zeitgleich mit dem Ausdruck unseres vorhandenen Willens zur Durchführung des Befehls, und sich dabei weder der Insubordination noch der respektlosen Anrede schuldig gemacht oder sich auf undeutliche oder zweifelhafte Weise ausgedrückt. Mir ist nicht bekannt, welche Umstände auf der Columbia dazu geführt haben, daß die Situation auf eine Weise eingeschätzt wurde, die es sinnvoll erscheinen ließ, uns nach weiteren Vermißten suchen zu lassen. Den Bedenken wurde stattgegeben und der Befehl rückgängig gemacht.

Pers. Tagebuch: Die Zeit, die es dauert, bis wir endlich die Einwilligung bekommen, uns zurückbeamen zu lassen und in der wir ungläubig wie auf heißen Kohlen hocken, jederzeit in der Erwartung, daß ein paar weitere Drohnen um die Ecke kommen, um uns zu holen läßt in mir ein paar unschöne Gedanken zu Vorgesetzten hochkochen, die ihre Leute im Stich lassen. Aber das ist eine…wirklich merkwürdige und absonderliche Situation, vor allem auf diesem Schiff, die ich so niemals erwartet hätte. Ich muß von einem Irrtum ausgehen.

In dubio pro reo.

Ich kann nur vermuten, daß da oben auf dem Schiff der Überblick über unsere Teamzusammensetzung, unsere Qualifikationen und den Restbestand unserer Waffen verloren ging, was im Eifer des Gefechts passieren kann, und uns gerade unglücklicherweise vom Regen in die Traufe rutschen ließ. Wynter und Javert eskalieren in der Zeit wohl einmal durch. Ich habe keine Ahnung, was da in der Kommandozentrale abgeht. Ich kann nicht behaupten, daß mich das gleichgültig läßt, für ein paar häßliche Minuten hatte ich wirklich das Gefühl, allein im Regen zu stehen aber ich will niemandem die Schuld geben.

Nur will ich auch nicht, daß PO Kane Ärger bekommt, nur weil er alles Legitime versucht hat, um uns aus einer ausweglosen und unnötig riskanten Lage sicher nach Hause zu bringen. Das soll der offizielle Protokolleintrag verhindern. Es ging niemals um Befehlsverweigerung oder Insubordination.

Wir sind zurück auf der Columbia, alle kürzlich Assimilierten sind zurückgeholt, andere wurden in Stasis gelegt. Man wird sich später um sie kümmern. 14 Überlebende, die hoffentlich zurück ins Leben finden. Keine lebenden Borg mehr zu scannen. Jetzt müssen wir uns noch um das Waffensystem kümmern.

Das Auslesen der Daten der Wissenschaftsstation bestätigt lediglich unsere Vermutungen. Die Wissenschaftler haben beim Nahen der Borg das Waffensystem teilaktiviert. Es war eine Verzweiflungstat, keine leichtfertige Maßnahme. 47 Angestellte der Station haben die Hölle durchgemacht. 50, wenn man den Daten glauben mag, also müssen einige Besucher da gewesen sein, vielleicht Familienangehörige. Beim Abgleich der Daten finden wir drei Personen, die keine Wissenschaftler sind. Andrea Weber, verschollen.

Dazu zwei weitere weibliche Namen, die den Nachnamen Weber tragen. Kinder. 16 und 11 Jahre alt. Der Teenager wird gerade von Doktor Sanders behandelt, ein Kind wurde nirgendwo gesichtet. Mit viel Glück ist die Mutter mit einer ihrer Töchter geflohen,. Es gibt viele Höhlen und Zugänge zum Waffensystem, in denen zwei Menschen verschwinden könnten.

Pers. Tagebucheintrag: Das geht mir dermaßen an die Nieren, daß ich kaum noch an etwas anderes denken kann. Chief van Ameling geht es kaum besser, der identifiziert die Frau zu allem Überfluß als eine alte Freundin, dementsprechend besorgt ist er. Skurril wird die Situation, als wir Counselor Rozhenko von der Lage berichten, damit die Ärzte, die im Begriff sind, die Tochter aufzuwecken sie schonend mit der Lage konfrontieren können. Anhand des Alters der älteren Tochter und der Zeitspanne, die es her ist, da van Ameling seine Bekanntschaft mit der Mutter hatte kommen Rozhenko und ich beide gleichzeitig auf dieselbe dumme Idee – was den Counselor  zu einem DNA Test veranlaßt. Nicht ganz offiziell aber gut gemeint, weswegen ich das auch voll unterstütze. Zum Glück ist das Kind nicht Joops Tochter. Das Universum mag sich gelegentlich echt bescheuerte Streiche ausdenken, aber das wäre jetzt zuviel des Guten. Dennoch habe ich den dringenden Wunsch, die Mutter und das Kind  zu finden.

Die Information über die vermißten Familienangehörigen gehen an Counselor Rozhenko, falls die Offiziere beschließen, das Kind aufzuwecken. Hoffentlich konnte die Mutter mit der kleinen Tochter fliehen, die entsprechenden Parameter werden im Suchmuster der Columbia berücksichtigt. Mit dem Shuttle können sie kaum geflohen sein, das wäre von den aktivierten Drohnen zerstört worden und zu Fuß ist die Reichweite in einem Ionensturm sehr begrenzt. Sie können nicht weit sein – wenn sie denn noch leben. Morgen früh sollten Ergebnisse vorliegen. Counselor Rozhenko sieht sich nicht in der Lage, die Jugendliche angemessen zu betreuen, Kinderpsychologie ist ein eigenes Fachgebiet, sie bleibt also in Stasis bis wir sie auf einer Station weiterbehandeln lassen können.

Wir installieren Sonden als Frühwarnsystem, auch wenn Borg üblicherweiseTranswarp benutzen.

Pers. Tagebucheintrag: Ich habe ein gutes Gespräch mit dem neuen Counselor über die Notwendigkeiten andere zu einem angemessenen Verhalten zu ermahnen  - was für mich eine neue Erfahrung ist - und was die vermißten Personen bei mir ausgelöst haben. Auch das Gefühl, bei der Außenmission im Stich gelassen worden zu sein kann ich durch das Gespräch mit ihm relativieren und weniger zornig sein, als ich es vorher noch war.

Überhaupt ist der neue Counselor ein Mann, der die Ruhe, die Gemütlichkeit und das Vertrauen eines wohlwollenden Großvaters ausstrahlt. Nein, natürlich ist er nicht so alt, aber das Bild paßt. Er ist jemand, dem man augenblicklich beichten würde, daß man die Fensterscheibe des Nachbarn zerschossen hat, was man den eigenen Eltern niemals erzählen würde. Ganz im Vertrauen darauf, daß er das nicht verurteilen wird, sondern einem helfen wird, den richtigen Weg zu finden, um angemessen damit umzugehen. Außerdem hat er ein Gedächtnis wie ein Elefant.

Als Abteilungsleiterin muß ich mir nun wohl gelegentlich Gedanken zu meinen Leuten machen. Keine Ahnung, was meine Vorgänger gemacht haben aber ich finde keine Akten. Also muß ich wohl selbst damit anfangen. Hmm…und wer schreibt dann über mich Akten? Ätzend…

Zum Glück bin ich insgesamt mit meinen Mitarbeitern sehr zufrieden. Sie ergänzen sich gut, sowohl im Verhalten als auch in ihren Fachgebieten.

Funk, Kassabyan und Drake versuchen etwas Neues: Sie wollen jetzt nacheinander 80% aller Torpedos ausschleusen, die dann alle gleichzeitig losgejagt werden können statt nur mit 2 Werfern. Borg haben keine Point Defense. Die tolerieren üblicherweise den Schaden. Der Impact, wenn es denn klappt wäre vergleichbar mit einem Flottenangriff. Und wir könnten weiterfliegen und angreifen.

Nächster Morgen 9 Uhr Dienstbeginn. Besprechung.

Die Suchmusterergebnisse liegen vor und müssen ausgewertet werden. Noch drei Personen fehlen.

Die Wissenschaft beschäftigt sich mit den Scans. Unser Augenmerk liegt immer noch auf den vermißten Personen. Der XO möchte, daß wir uns auf das Waffensystem und seine Zugänge konzentrieren aber glücklicherweise sind wir genug Leute, damit wir uns die Arbeit aufteilen können. Außerdem ist die OPS gemeinsam mit Ionescu schon dabei, das Waffensystem soweit als möglich zu analysieren. Nicht jeder von uns ist Waffenspezialist oder Physiker. Also teile ich meine Leute auf. Wir erstellen Suchmuster nach Höhlen und Verstecken, die zu Fuß erreichbar wären oder wo sich Shuttleüberreste befinden. Biggarth konzentriert sich auf Energiemuster und Metalle, MacTavish auf die geologischen Strukturen, van Ameling sucht die Luftbilder nach archäologischen Gesichtspunkten ab, wo sich versteckte unterirdische Strukturen befinden könnten und ich vergleiche alle unsere Daten mit denen, die die Wissenschaftsstation schon längst gesammelt hat.

Wir finden Höhlensysteme und Unterstände, Bunker, Hütten etc. Höhleneingänge, mehrere Möglichkeiten von Zugängen und da gab es in letzter Zeit auch Bewegung. Es sind Trampelpfade zu sehen und etwas Müll. Ich versuche mit Drake die Einstellungen noch etwas spezifischer zu konfigurieren. Wo verkriecht man sich bei einem Ionensturm?... Endlich haben wir drei mögliche Bereiche eingegrenzt. Alles weitere müßten wir unten vor Ort absuchen.

Der Captain gesteht uns zu, die Suche vorzubereiten und ein Team zusammenzustellen, aber stattfinden darf die Suchaktion erst wenn die Flotte da ist und die Situation unter Kontrolle.

Pers. Tagebucheintrag: Das gefällt mir persönlich gar nicht aber natürlich ist die Gefahr durch einen nahenden Kubus zu groß. Aber die Vorstellung, was die Geflohenen da unten alleine durchmachen dreht mir den Magen herum. Möglicherweise muß ich mir ein dickeres Fell zulegen aber es kommt mir so vor, als würde ich sie im Stich lassen.

Immerhin erbitte ich mir etwas Extraenergie während wir über der Station hängen und kann die obersten Schichten gezielt nach Lebenszeichen durchforsten, auch wenn das dauern wird. Ich will diese Leute finden! Ich mäandere mich punktuell durch das Gebiet. Das Außenteam, falls nötig wird aus zwei Securitymitgliedern bestehen, einem Wissenschaftler für die Tricorderbedienung und einem Medic.

Ich habe gerade einen Teil der Arbeit erledigt…

Roter Alarm – alle Energie fließt nur noch dorthin, wo sie benötigt wird, ich kann nicht weitersuchen. Die Columbia geht in den Stealthmodus.

Eine Borgsphäre ist im Anflug! Das ist nicht ganz so schlimm wie ein eintreffender Kubus aber schlimm genug. Die Torpedovorbereitungen sollten helfen, aber alle Aufprallwinkel für die Steuerung müssen in Windeseile auf eine Kugeloberfläche umberechnet werden.

Das Personal verläßt die Technik und die Science als der Befehl zum Sammeln in der Messe ergeht.

Das Briefing ergibt neue Informationen aus den weitreichenden und intensiven Scans. Es gibt einen Komplex, von dem aus das Waffensystem gesteuert werden kann. Es ist eine Art Knotenpunkt zum Netzwerk. 25 Borgs wurden dort hingebeamt und versuchen in diesem Moment, Zugriff zu bekommen. Ein Außenteam muß ins Gefecht um sie aufzuhalten. Der Kontrollpunkt liegt tief unter der Erde und ist nur zu Fuß erreichbar. Die Columbia wird so lange die Sphäre angreifen und hinhalten.

Ich melde mich wieder zur Remodulierung der Phaser. Ansonsten sind dabei: Javert, Wynter, Rozhenko, Drake, McPherson, Kassabyan, van Ameling und Alenis.

Taktische Drohnen stellen sich uns in den Weg, massiver Fels umgibt den Knotenpunkt, wir kämpfen uns zu einer großen Höhle durch, behindert von Kraftfeldern, wo die Borg wieder ein Vinculum aufgebaut haben. Uns gelingt einmal mehr die Sprengung aber es ist so verflucht knapp. Im Gewühl werden sowohl Javert als auch Drake wieder assimiliert und unser Entkommen ist knapp. Sehr knapp..

Mein Bioscan ist die ganze Zeit aktiv, ich habe leichte Blutspuren gefunden, ca. 1 Tag alt. Mindestens eine Person ist hier durchgekommen. Nach der Aufstellung der Transportverstärker werden wir gerade noch herausgebeamt bevor hier unten alles zusammenkracht.

Pers. Tagebuch: Es macht mich irre, die vermißten Personen noch nicht gefunden zu haben, wo ich doch das Gefühl habe, als hätten sie direkt hinter der nächsten Ecke auf uns gewartet...es heißt weiter hoffen.

Währenddessen gelingt es der Columbia tatsächlich, die Borgsphäre zu zerstören, ein Eindringlingsalarm schreckt die Leute auf, die Angreifer können zurückgeschlagen werden und nur wenige Systeme wurden infiziert, konnten aber rechtzeitig isoliert werden. Der Plan der Technik mit den ausgeschleusten Torpedos - “Das sogenannte Funk Alpha Strike Manöver“ (wieso nicht auch Kassabyan, Drake und Ionescu? Weil es zu lang ist?) hat voll eingeschlagen. Die Sphäre ist stark beschädigt. Das im Shuttle befindliche Team wurde in die Verteidigung der Columbia miteinbezogen. Die Kühlsystemverteidigung im Technikbereich blieb erfolgreich. Die noch blutjunge Kadettin im ersten Jahr Joanna Bellami hat mitgekämpft und blieb – zumindest äußerlich - ruhig.

Und dann wird ein Kubus geortet, der sich auf Abfangkurs zu uns befindet. Unsere Lage ist desolat. Wir haben keine Torpedos mehr und nur noch zehn Minuten Zeit bis zum Erscheinen des Borgschiffes. Unsere Evakuierung wird befohlen, unter diesen Umständen bleibt uns nichts anderes übrig. Ein Kampf gegen einen Borgkubus wäre unsere sichere Vernichtung.

Die Abteilung Science belädt das Shuttle mit medizinischen Vorräten und Nahrung. Wir bemannen das Shuttle und die Rettungskapseln. Der Captain, Funk und Javert bleiben vorerst auf Brücke. In aller Eile wurden die 14 Stasiskapseln mit ihren Insassen auf den Planeten heruntergebeamt, ungefähr dorthin, wo wir uns in Sicherheit bringen wollen, wir können sie nicht hier zurücklassen. Ihre Energie wird nur für wenige Stunden reichen, wir werden sie also schnell finden und an eine Energiequelle anschließen müssen – wenn wir denn eine finden. Die Shuttles und Energiezellen sind nicht darauf ausgelegt, so viele Stasiskapseln zu erhalten. Aber darüber können wir uns später die Köpfe zerbrechen.

In den Rettungskapseln haben wir sozusagen einen Fensterplatz mit bester Aussicht auf das Geschehen...Die Columbia fliegt direkt auf den Kubus zu - und kurz vor dem Aufprall beamen Javert und Funk ins Shuttle. Javert ist völlig verstört, Funk wirkt eher wütend genug, um sich durch Metall zu fräsen. Doch es ist keine Zeit, um zu fragen, was passiert ist. Ein greller Lichtblitz erscheint und die Columbia bohrt sich in voller Länge in den Kubus...

Vernichtet ist er nicht aber er sieht schwer beschädigt aus. Wir landen auf dem Planeten.

Was aus Captain Gallagher geworden ist?

Mithilfe der Tarnvorrichtung hat er einen EMP ausgelöst, der auf der Columbia alle Systeme lahmlegte, auch die Materie/Antimaterieeindämmung…Die Columbia wurde demzufolge mit einer beginnenden Warpkernexplosion in den Kubus gesteuert. Der Captain beamte Javert und Funk, die sonst mit ihm untergegangen wären gerade noch rechtzeitig hinaus. Es ist das Privileg des Captains, mit seinem Schiff unterzugehen.

Die Sternenflotte soll in anderthalb Tagen da sein. Wenn sie dann noch etwas zum Retten findet und gegen den Borgkubus bestehen kann…

Pers. Tagebuch: Sagte ich vorher etwas von Regen und Traufe? Mist.