Columbia Mission 38, Sternzeit 23870225
Wanderer zwischen den Welten

Zusammenfassung von PO Valeris, Abteilung Science


Die cardassianische Wissenschaftlerin Alo Ren, Expertin für bioneuronale Netzwerke hat im unkartographierten Raum Signalfragmente von etwas empfangen, das sie als codierte, hochentwickelte Maschinensprache bezeichnet. Die Wissenschaftlerin bittet um Hilfe bei der Aufspürung der Quelle des Signals.

Eine von uns vorgeschickte Sonde empfängt Daten von einem kugelförmigen Objekt, das die Daten in den Subraum verschickt. Das Kugelobjekt verfügt über eine stabile Panzerung, mäßig starke Schilde und keinerlei Waffensysteme. Es bewegt sich langsam aber konstant in direkter Flugbahn auf einen braunen Zwergstern zu, den es in ca. 16 Stunden irdischer Zeit erreichen würde. Die Columbia könnte das Objekt in 8 Stunden erreichen.
Die Cardassianerin drängt sehr auf Eile.

Die Sendeleistung des Objekts, das die Größe einer Raumstation hat, ist sehr stark, aber Interferenzen des Zwergsterns stören eine genauere Erfassung. Natürlich stellen wir uns die Fragen, ob es sich bei den Datenfragmenten um einen Notruf handelt und warum das Objekt auf den Zwergstern zufliegt. Die immer gleich bleibende Botschaft wird alle zehn Sekunden gesendet.
Eine gelungene Entschlüsselung der Botschaft besagt schließlich: ‚Hier spricht der Wanderer. Ich benötige Hilfe.‘

Als wir in die Nähe des Objekts kommen ist schon das Ferengischiff ‚Dakota‘ vor Ort. Sein Captain, Daimon Narak, beansprucht die Prise. Mit Verweis auf das Notsignal weigern wir uns, das Objekt als Prise zu betrachten, laden aber den Ferengi zum Informationsaustausch auf die Columbia ein. Der Ferengi ist nicht entzückt, aber letztendlich parken wir sozusagen die Columbia in der einzig freien Lücke des Schutzgitterwerknetzes um die Wanderer und er hat das Nachsehen. Für uns hat Hilfeleistung nun Priorität, nicht die Wünsche eines Ferengi nach Beute.
Ein Hologrammprogramm der Wanderer empfängt uns. Es hat die Aufgabe, uns zu unterstützen wo es um Hilfeleistung geht, kann aber selbst nicht viel tun. Die Legierung der Wanderer besteht interessanterweise aus lauter miteinander interagierenden Einzelpartikeln. Ein Außenteam begibt sich auf die Wanderer um die ersten Schotts zu öffnen, damit wir hineingelangen können. Schon bald kommt es beim Außenteam zu ersten Anzeichen von Fieber und Kreislaufproblemen. Als irgendwann das komplette Außenteam betroffen ist, ist die Aufregung zunächst groß und die Mission wird vorläufig abgebrochen, damit sich die Ärzte des Problems annehmen können. Es dauert eine Weile bis klar ist, daß wir uns tatsächlich so etwas wie ein Grippevirus eingefangen haben, das uns vorläufig lahmgelegt hat. Aber außer wertvollem Zeitverlust ist kein bleibender Schaden entstanden.

Könnte ein Hologramm außer sich vor Bedauern sein, würde das sicher auf das Hologramm der Wanderer zutreffen. Die Mission wird fortgesetzt. Es gibt keine Spur von Lebewesen an Bord aber wir dringen auch nicht bis ins Innerste vor. Das Hologramm ist sparsam mit Auskünften, ihm ist nur die Rettung der Wanderer und die Fortsetzung ihres Fluges wichtig. Natürlich gibt es auch erste Zweifel an den Aussagen des Hologramms und darüber, ob die Besatzung überhaupt noch lebt, geschweige denn um was es sich wohl handelt. Mit zunehmendem Fortkommen und Entschlüsseln von Inschriften, dem Sammeln von Computerdaten und Erreichen des Zentralkerns zeichnet sich folgende Geschichte ab:
Das Volk, genannt Karajai, das mit der Wanderer auf Reisen ging war eine Präwarpzivilisation, deren Welt ausgelöscht wurde. Ein Teil des Volkes konnte sich in die Wanderer retten und startete einen langsamen Flug auf geradem Kurs ins All, wie mit einer Arche. Im Laufe der vielen Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende Flugzeit bildete sich eine Gruppierung, die das Verschmelzen mit der Technik als erstrebenswert ansah. Nach Sichtung der Daten können wir davon ausgehen, daß sich die Individuen vollständig digitalisiert haben.
Trotz dieser einseitigen technischen Meisterleistung ist ihr Wissen über den freien Raum nicht sehr ausgeprägt, die astronomischen Daten unzureichend und Kontakte zu anderen Spezies wurden konsequent vermieden, weil man keine gewalttätige Auseinandersetzung wünschte. Dementsprechend sind die Sensoren des Schiffes altertümlich und fehlerhaft. Wir könnten sie modifizieren, allein schon damit Hindernisse wie ein brauner Zwergstern künftig auch als Gefahr erkannt werden und ein Ausweichkurs programmiert werden kann.
Klar ist, wenn wir nichts tun gerät die Wanderer in wenigen Stunden in Kollision mit dem Stern, was das Ende einer Zivilisation bedeuten könnte. Könnte deshalb, weil wir nicht sicher sein können, ob die Karajai überhaupt noch existieren, digitalisiert oder nicht. Wir haben keinerlei Beweis dafür, daß sie noch leben. Das Hologramm, das die Wanderer irgendwie selbst erschaffen hat könnte mit diesem Wissen Gott über eine digitalisierte Zivilisation spielen. Die Gesellschaft war eindeutig Präwarp, also wie weit dürfen wir gehen bei der Vermittlung von Wissen?

Das Hologramm der Wanderer wünscht sich ausdrücklich das nötige Wissen aber das zu entscheiden zieht eine nötige, interessante und lange Diskussion über die Direktiven, das Pro und Contra und unsere Möglichkeiten nach sich. Es wäre durchaus legitim, die Sache einfach ihren fatalen Lauf nehmen zu lassen. Legitim aber nicht sehr menschlich.
Die Cardassianerin Alo Ren gerät in den Verdacht, heimlich Daten vom Schiff abzuzweigen, das kann aber nicht vollständig beweisen werden – letztendlich müssen wir davon ausgehen, daß mit Alo Ren, die auch zwischendurch immer wieder zur Eile und effizienterem Arbeiten angetrieben hat, die wissenschaftlichen Pferde etwas durchgegangen sind.

Zu guter Letzt entscheiden wir uns für eine menschliche Zwischenlösung: Wir reparieren die Sensoren mit dem eigenen Material der Wanderer, ohne unsere Technik zu verwenden, so daß sie zumindest einwandfrei funktionieren und füttern die Wanderer mit astrologischen Daten über die uns bekanntesten Raumphänomene, aus die es angemessen zu reagieren gilt. Dann lassen wir die große Kugel ihren Kurs um den braunen Zwergstern ändern und sie dann unbehelligt weiterfliegen.

Mit dem Dank des Hologramms im Namen der Karajai, die – wir Schrödingers Katze – vielleicht im Datennetzwek der Wanderer existieren aber vielleicht auch tot sind. Der Ferengi nimmt seine Niederlage mit für Ferengiverhältnisse außerordentlichem Gleichmut und folgt uns auf die nächste Raumstation, wo er auf günstige Reparaturmöglichkeiten für sein eigenes, ziemlich marodes Schiff hofft. Wenn man davon absieht, daß seine Ansicht über menschliche Weibchen grauenhaft und sein Profitdenken wie zu erwarten stark ausgeprägt ist, ist er amüsante Gesellschaft.