Mission-Logfile 44, Border Patrol, Sternzeit 23890311

Bericht von PO Valeris, Abteilung Science, Sternzeit 11.03 – 13.03.2022


Pers. Tagebuch:
Kurze Berichte soll ich schreiben, hat der Captain gesagt. Muss sein, wenn ich Offizier werden will, hat er gesagt. Hab ich also das letzte Mal einen kurzen, sachlichen und nüchternen Bericht geschrieben. Und mich dabei zu Tränen gelangweilt. Das geht so nicht. Also versuche ich eben wieder meine Mischung zu finden. Ich muss nachher nur wieder trennen.

 

Bericht:
Am 12.11.2388 wurden wie bekannt Utopia planetia und der Mars von abtrünnigen synthetischen Arbeitseinheiten des Daystrom-Instituts angegriffen. Die Werften wurden zerstört, die Kapazitäten der Föderation für den Bau von Kriegskampfschiffen um 2/3 vermindert. Die Marsatmosphäre brennt immer noch, die Bevölkerung musste evakuiert werden. Über 90000 Tote sind  zu beklagen. Infolge dessen wurden die Hilfsmaßnahmen für die Romulaner drastisch heruntergefahren. Einerseits wurden die Möglichkeiten der Föderation durch den Angriff stark eingeschränkt und andererseits musste auch eine politische Entscheidung getroffen werden, denn ein nicht geringer Teil der Föderation steht dem romulanischen Volk nicht freundschaftlich gegenüber. Jahre der Repressalien haben ihre Spuren hinterlassen. Nach Androhungen ganzer Planetensysteme, die Föderation zu verlassen, wenn den Romulanern weiterhin der Vorzug gegeben würde hat die Führung nachgegeben.
Hilfskonvois wurden eingestellt, Flüchtlingslager geschlossen oder sich selbst überlassen. Admiral Picard, unzufrieden mit der Situation, machte Alternativvorschläge, diese Vorschläge wurden abgelehnt. Der altgediente Offizier bot daraufhin seinen Rücktritt an, dem Gesuch wurde – überraschenderweise – stattgegeben.

 

Pers. Tagebuch:
Damit geht eine Ära zu Ende. Captain – und dann Admiral – Picard hat unsere Zeit mit geprägt wie wohl kaum ein anderer und es ist unangenehm, ihn verloren zu haben. Es fühlt sich an, als sei die Föderation weniger greifbar geworden, weniger bereit, ihre Prinzipien durchzusetzen und vielleicht ist es das, was ihn dazu bewogen hat, zu gehen. Das Gefühl eines Verlustes von Integrität und Anstand an politisches Kalkül. Persönlich bin ich immer noch kein Freund der Romulaner und ich kann nicht umher, den alten Zeiten hinterher zu trauern und mich zu fragen, was die Zukunft bringen wird. Ob wir es angesichts dieser Schläge schaffen werden, uns in die Richtung weiter zu entwickeln, die wir eigentlich anstreben. Ob man uns lassen wird...mir gefällt diese Entwicklung gar nicht und Gerüchte besagen, dass Admiral Picard über seine Entlassung überrascht war. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass sein Rücktrittsgesuch angenommen würde.

 

Bericht:
Eigentlich sollte die Columbia ja wieder ein reines Forschungsschiff werden aber den Luxus können wir uns derzeit nicht leisten. Die Ressourcen werden verstärkt in den Schutz der Föderation gesteckt, weniger in die Forschung.
Auch wenn die Synthetischen des betroffenen Typus allesamt deaktiviert wurden und ihre positronische Matrix abgeschaltet wurde, weil die Fehlfunktion tief in ihrem System als irreparabel gilt weiß man immer noch nicht, woher der Angriff kam.
Sieben Wochen sind vergangen.
Wir wissen nichts.
Keine Bekennung, keine Erpressung, keine Spur. Zumindest nicht  in der Öffentlichkeit. Es bleibt zu hoffen, dass die Geheimdienste mehr Erfolg haben.
Nach dem missglückten Jungfernflug wurde unser Schiff erneut durchsaniert und befindet sich jetzt im Orbit über Station Luna. Die Crew hat Urlaube bekommen, Testreihen durchgeführt und sich weiter gebildet.

 

Pers. Tagebuch:
...und Trauerarbeit geleistet. Nicht wenige haben Angehörige auf dem Mars, jeder kennt irgendjemanden, der jemanden verloren hat…und dieses Tappen im Dunkeln was den Angriff angeht ist höchst unangenehm. Es erzeugt Angst, weil man nicht weiß, wo der Gegner ist, wer er ist und ob es überhaupt einen gibt. Schließlich gibt es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um einen Angriff oder ein Attentat handelte. Mein Bauchgefühl behauptet etwas anderes, aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich will, dass etwas so Ungeheuerliches nicht einfach so passieren kann. Die Wut und die Hilflosigkeit wollen irgendwo hin.

 

Bericht:
Wir werden zum Patrouillendienst eingeteilt, die Grenzen der Föderation werden derzeit stärker überwacht. Morgen bekommen wir die Routen mitgeteilt und bis dahin nutze ich die Gelegenheit für ein paar Personalgespräche mit meiner Mannschaft aus der Science.
Alo Goren ist weiterhin Kadettin, ich muss erfragen, wie lange ihre Kadettenzeit noch dauern wird. Sie ist verständlicherweise enttäuscht über die Einstellung aller praktischen Forschungen zum Thema positronischer Matrix, da neuronale Netzwerke ihr Spezialgebiet sind. Ansonsten wünscht sie sich weitere Trainings mit der Technik und der Sicherheit.

Van Ameling möchte die Dienstgrade weiter durchlaufen und Trainings in erster Hilfe und Sicherheit. Die Situation mit ihm als Ranghöchsten und mir als Leiterin der Wissenschaft ist nicht optimal und ich kann nur hoffen, dass eine Ernennung zum Offizier das potentielle Problem aus der Welt schaffen wird. Auch wenn es momentan keine spürbaren Spannungen zwischen van Ameling und mir schafft.

PO Biggarth empfindet diese Konstellation als ein falsches Signal nach außen und scheint sie beinahe als eine Art Affront für mich zu betrachten – zusätzlich zu seiner Enttäuschung über die Zurückstellung von Forschungsarbeiten. Da seine eigene nächste Beförderung noch aussteht reagiert er eventuell etwas empfindlich auf das Thema. Ansonsten möchte er die Unteroffizierslaufbahn weiter verfolgen und mit der Technik weiter eng zusammen arbeiten.

MacTavish sieht sich unter keinen Umständen als Befehlsgeber und fühlt sich wohl in seiner Rolle als Befehlsempfänger. Eventuell müsste man ihn bei Gelegenheit vorsichtig aus seiner Komfortzone holen, um zu sehen, was noch in ihm steckt aber es könnte ein Balanceakt zwischen Fordern und Zwang werden, dem ich ihn momentan noch nicht unbedingt aussetzen möchte.

 

Pers. Tagebuch:
Zumindest nicht, so lange ich kein Offizier bin und selbst noch meine ersten Schritte  in dieser Materie mache. Ich kann ja schlecht von meinen Untergebenen etwas verlangen, was ich selbst noch nicht gewährleistet habe.

 

Bericht:
Ich selbst habe den Ersten Offizier McPherson gebeten, nachzuhaken, ob es Neuigkeiten bezüglich meine angestrebten Offiziersstatus gibt und möchte ansonsten Weiterbildungen im Bereich der Sicherheit und Technik angehen.

 

Pers. Tagebuch:
Diese verflixte Doktorarbeit hängt immer noch in der Schwebe. Ich frage mich wirklich, was mein Doktorvater gerade treibt oder in welcher Schublade meine Arbeit versenkt wurde, dass eventuelle Korrekturen und die Formalitäten wie das Rigorosum immer noch nicht abgehandelt wurden. Dass auch an den Universitäten nicht alles mit der heißen Nadel gestrickt wird ist ja nun kein Geheimnis aber allmählich zieht es sich über die Gebühr. Ja, ich habe noch einmal schriftlich nachgefragt aber irgendwann komme ich mir dabei auch dämlich vor.

 

Bericht:
Anschließend findet eine Sicherheitsübung statt, geleitet von PO O’Connor, weil der Wunsch der Crew nach einem Training groß ist. Thema ist das Betreten bzw. Stürmen von Räumen.

Zwei Freiwillige sind an Bord. Die Resonanz in der Bevölkerung nach den Angriffen der Synthetischen war groß und es scheint, dass einige in sich noch den Wunsch entdeckt haben, etwas für die Föderation zu leisten und eventuell der Sternenflotte beizutreten. Sie sollen hier Gelegenheit bekommen, sich die Arbeits- und Funktionsabläufe auf einem Sternenflottenschiff anzusehen um eine fundierte Entscheidung  zu treffen.

 

Pers. Tagebuch:
Den Wunsch kann ich verstehen. Auch wenn die Umstände, unter denen die Entscheidung getroffen wird andere sind, aber Veränderungen im Leben können schwerwiegende Folgen haben. Manchmal kommt es mir vor, als hätte ich bereits mein ganzes Leben in der Sternenflotte verbracht, nüchtern betrachtet sind es gerade mal ein paar Jahre. Es ist so viel passiert, dass es für drei Leben reicht. Die eine Freiwillige ist eine Schullehrerin – ausgerechnet – die momentan genug davon zu haben scheint, jedes Jahr denselben Lehrstoff an eine Horde Kinder weiter zu geben. Wenn es Abwechslung ist, die sie hier sucht, wird sie die vermutlich schneller bekommen als ihr lieb ist. Garniert mit Todesangst, blanken Nerven und Perioden hektischer Aktivität gefolgt von langen Perioden der Routine – die dann als erholsam begrüßt werden. Aber wer bin ich, den Stab über den Wunsch zu brechen, der Sternenflotte beizutreten? Der Föderation dienen zu wollen ist sicher ehrenwerter als meine damaligen egoistischen Gründe, auch wenn die lange  zurück liegen. Und nichts kann einen auf das vorbereiten, was einen unweigerlich erwarten wird, wenn man auf ein Schiff versetzt wird. Irgendwann zeigt sich, aus welchem Stoff man gemacht ist. Im Positiven wie im Negativen. Den Wunsch, das herauszufinden, kann ich nachvollziehen.
Thema Dinge herausfinden...jetzt gerade bin ich versucht, mit dem Kopf gegen die Konsolen zu knallen. Muss nicht mein Kopf sein. Der von Biggarth würde es auch tun!

Die Freuden der Abteilungsleitung, echt, manches kann ich brauchen wie Zahnweh...Biggarth hat sich gestern Abend in der Messe einen extrem dämlichen Spruch gegenüber Lieutenant Javert geleistet. Vor der Nase des Captains.
Die Führung ist gewillt, das ohne Akteneintrag durchgehen zu lassen, hat aber seine Beförderung, die eigentlich fällig wäre um einen weiteren Monat verschoben. Und ich renne jetzt zwischen Lieutenant Javert, dem XO und dem Captain hin- und her (nicht meine Idee Gallagher direkt damit  zu belästigen, ich wollte es erst nur mit dem ersten und zweiten Offizier besprechen) und führe Gespräche, weil Menschen unterschiedliche Vorstellungen haben, was angemessen ist und was nicht. Und weil ich mir erst einmal ein Bild davon verschaffen muss, was überhaupt passiert ist. Langer Rede kurzer Sinn – besser ein informeller Beförderungsaufschub als ein unauslöschlicher Akteneintrag wegen Sexismus oder ähnlichem Unfug. Wenn Biggarth seine Karriere nicht nachhaltig ruinieren will, wird er die Kröte schlucken müssen. Und ich muss die Beförderungszeiten meiner Crew besser im Auge behalten. Und offensichtlich auch das Verhalten einzelner. Hoffentlich beruhigt sich Biggarth schnell wieder.

 

Bericht:
Wir sollen uns mit der USS Tereshkova treffen um zwei Gäste an Bord  zu nehmen.
Bei den Gästen handelt es sich um zwei Vhati. Das Dossier des Diplomatischen Dienstes zum Umgang mit den Vhati trifft leider zeitgleich ein – was eine gründliche Vorbereitung unmöglich macht.
In Kurzfassung besagt es, dass die Vhati gastfreundlich und prinzipiell friedlich sind, in einer Gemeinschaft leben, die sich als große Familie versteht und im allgemeinen eine sehr direkte Ausdrucksweise bevorzugen. Gäste werden schnell in die Familie integriert, allerdings wird erwartet, dass auch die Gäste zum Erhalt der Gemeinschaft beitragen.
Magistrat Tyken, der zum gewählten Rat der Minenarbeiter gehört, wird begleitet von Ingenieur Sori Wann.
Die sofortige Frage der Vhati nach den versprochenen Hilfsgütern sorgt für Verlegenheit. Wir wissen von nichts.

Die Lage stellt sich schlußendlich wie folgt dar: Die Vhati, selbst Föderationsmitglieder, haben auf Admiral Picards Aufruf hin romulanische Flüchtlinge aufgenommen. Die Föderation hatte ihnen Unterstützung versprochen. Und jetzt wurden diese Versprechen zurückgezogen und die Vhati auf Altair IV müssen mit einigen Problemen fertig werden. Altair IV ist eine kalte Welt, auf der vor allem Bergbau betrieben wird. Energie ist Mangelware. Die gelieferten Industriereplikatoren sind fehlerhaft. Die Romulaner frieren, Nahrung wird für alle Parteien knapp.
Die Föderation unterstützt die Romulaner derzeit nicht mehr, die Vhati auf Altair IV sind überfordert und schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht.
Zudem sparen sie zu Beginn der Unterredungen nicht mit dem (nicht unberechtigten) Vorwurf, dass die Föderation ihr Wort bricht.
Unsere Crew versucht im Rahmen ihrer Möglichkeit alles zu tun, um zu helfen. Möglichkeiten der alternativen Energiegewinnung werden erwogen, Sonden präpariert zur Untersuchung des Planeten, kurz, die Crew stürzt sich auf das, was sie am besten kann: Gedankenexperimente zur Problemlösung.
Technisches Wissen und unkritische Bauteile an ein Föderationsmitglied zu liefern ist in jedem Fall unbedenklich. Und zumindest besänftigt unser sofortiger Aktionismus die Vhati.
Ebenso besänftigt sie den später eintreffenden Vhatimarshall mit zwei Romulanern, die zusätzlich an Bord kommen, als wir den Orbit um Altair IV erreichen. Die Situation auf dem Planeten ist tatsächlich kritisch, die Stimmung droht  zu kippen und ein – wenn auch noch so kleiner – Aufstand von Romulanern, der womöglich mit Waffengewalt von Föderationsmitgliedern niedergeschlagen werden muss, wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt das absolut falsche Signal.
Die Bestrebungen gehen dahin, Nahrungsmittel zu replizieren, Medikamente zur Verfügung zu stellen, die Behausungen besser zu isolieren etc. und beschäftigt uns über die gesamte Flugzeit und darüber hinaus.

Hilfe wird gegeben so weit möglich, ausgebliebene Hilfeleistungen können wir nicht herzaubern. Bei akuten Problemen können wir versuchen zu helfen aber natürlich machen wir keine Versprechen die wir nicht halten können. Eventuell müssen wir länger bleiben.

 

Pers. Tagebuch:
Tatsächlich sind die meisten von uns von den berechtigten Vorwürfen der Vhati beschämt. Es ist nicht schön, Wortbruch vorgeworfen zu bekommen, vor allem, wenn man insgeheim anerkennen muss, dass sie Recht haben. Und man gleichzeitig weiß, dass die Lage desolat ist und uns die Hände weitestgehend gebunden sind.
Als die Vhati kurzzeitig einmal die Messe verlassen haben wir Zeit für einen Austausch unter den anwesenden Crewmitgliedern.
McPherson spricht von einem tief sitzenden Gefühl der Ratlosigkeit, das vorherrscht, weil wir mit einem Feind konfrontiert wurden, der uns einen Krieg aufgezwungen hat und momentan wissen wir weder warum, noch wer, noch, wie es weitergeht. Wir haben Angst.
Ich denke, dass Angst ein mieser Ratgeber ist und dass sie einen zu dummen Verhaltensweisen provoziert. Die Tatsache, dass ein Admiral Picard, der durch Jahrzehnte hindurch eine Ikone der Föderation war, jetzt plötzlich auf die Altersruhebank geschickt wurde fühlt sich an, als wäre etwas Kostbares verloren gegangen. Als ob man die Stimme der Vernunft weggesperrt hätte. Der Gedanke, dass man den Idealismus, der uns bisher alle angetrieben hat, ausrangiert und womöglich andere Wege geht, ist zutiefst beunruhigend. Denn dann weiß keiner mehr, wohin die Reise geht. Aber ich bezweifele, dass daraus etwas Gutes entstehen kann.
McKenzie, Stuvek, McPherson und Nabaar, sie alle plagen die gleichen Bedenken. Zumindest bin ich nicht allein damit. Und etwas zu tun hilft gegen das Gefühl der Machtlosigkeit, das einen mit den derzeitigen Befehlen zu überkommen droht.
Eventuell müssen auch – wenn die Föderation selbst gerade nicht fähig ist zu handeln - die öffentlichen Medien  stärker auf das Flüchtlingsproblem angesetzt werden, damit zumindest private Hilfsorganisationen tätig werden können. Auch das ist eine Idee, die wir den Vhati mitgeben.

Die Anwesenheit der Romulaner an Bord ist mir wieder einmal ziemlich zuwider. Zum Glück muss ich mich wenig mit ihnen direkt abgeben. Die eine ist eine ziemliche...Zicke. Ihr Begleiter ist tatsächlich erträglich. Zur Abwechslung ist das ein Romulaner, der über das Verhalten seines eigenen Volkes in der Vergangenheit und mit der Gegenwart gründlich reflektiert und dem die sonst so allgegenwärtige Arroganz abgeht. Mit ihm führen Kassabyan, Kane, Drake und zweitweise auch ich in der Technik ein paar recht angeregte Diskussionen.

Hatte ich vorhin die Hoffnung geäußert, Biggarth möge sich schnell beruhigen? Ich stehe kurz davor, ihn zusammen zu falten, dass ihn sein eigener Hund nicht wieder erkennen würde. Seine gestrige Entgleisung und der daraus resultierende Beförderungsaufschub frustrieren ihn. Gut, ist verständlich. Aber heute ist er nicht der effiziente Mitarbeiter, als den ich ihn bisher kennen und schätzen gelernt habe.
Statt dessen fühle ich mich wie im Renitenztheater.
In einer Art kindischer Trotzreaktion provoziert er ein Missverständnis bezüglich einen Ersatzteils des Analysegeräts. Und zu meiner Beschämung falle ich darauf herein und lasse mich provozieren.
Nachdem es in der Science etwas lauter wird steht plötzlich Ensign Rozhenko wie aus dem Boden gestampft da – von Ärger sozusagen magnetisch angezogen und bringt uns recht schnell dazu, die Stimmen wieder zu senken. Nicht ganz unberechtigt, denn immerhin haben wir Gäste an Bord.
Fühlt sich trotzdem blöd an.
Schließlich muss ich hier das erste Mal einen Konflikt mit einem Untergebenen austragen – ganz schlechter Zeitpunkt für eine Intervention durch den Counselor. Danach versemmelt Biggarth noch die Neukalibrierung des SPA aus Unachtsamkeit und ich muss ihn mir noch einmal vornehmen, weil die Gewitterwolke über seinem Kopf droht, sich in der Science zu entladen.
Ich weiß ja, warum er gerade so schlecht gelaunt ist aber er darf auf keinen Fall den Verdacht erwecken, er hätte mit weiblichen Vorgesetzten ein Problem. Das wäre der frühzeitige Tod seiner Karriere. Diese Ansage scheint ihn zumindest einmal zum Schlucken zu bringen. Den Aspekt hatte er wohl noch nicht auf dem Schirm.
Und ich muss verdammt nochmal ruhiger bleiben! Egal, was der Kindergarten anstellt, es kann ja nicht sein, dass ich zur kreischenden Harpyie werde.
Allerdings enttäuscht es mich tatsächlich, dass Biggarth seine sonstige Arbeitseffizienz mit diesem Trotzgehabe senkt und damit die Abläufe auf der Science behindert.
Hm. Memo an mich selbst: Wenn ich das nächste Mal mit einem meiner Mannschaftsmitglieder etwas  zu klären habe verziehe ich mich klammheimlich mit ihm. Irgendeine Besenkammer wird es ja wohl geben, wo uns Rozhenko nicht sofort findet!

 

Bericht:
Die Bemühungen gehen weiter, um die Situation auf dem Planeten erträglicher zu machen. MacTavish hat Sonden programmiert und losgeschickt, um den Planeten genauer zu analysieren. Das Gestein ist reich an Nickel, Eisen, Titanium und Palladium und damit hervorragend für den Bergbau geeignet, aber das ist erstens bekannt und zweitens höchstens als Handelsgrundlage von Interesse.
Unterdessen wird in der Messe versucht, zwischen Romulanern und Vhati, ihren Ansprüchen an die Föderation und damit an uns zu vermitteln. Ensign Rozhenko wird im Nachgang noch einiges  zu tun haben, um als Vermittler einen Vertragsabschluß zwischen allen Parteien zustande  zu bringen.
Aber schließlich verlassen uns die Romulaner und die Vhati und scheinen sich zumindest von uns ernst genommen zu fühlen. Außerdem haben sie eine Menge Perspektiven, Ideen und Ansätze im Gepäck.
Die beste Therapie gegen das Gefühl von Hilflosigkeit.

 

Pers. Tagebuch:

Dann scheuche ich meine Crew zum Abgeben ihrer kurzen Berichte und Ideen, damit das Gesamtpaket übermittelt werden kann. Bis auf Alo Gorenn, die indisponiert auf dem Quartier war. Und nachdem sie brav ihre Hausaufgaben gemacht haben...muss ich sie lesen. Erwähnte ich schon die Freuden der Abteilungsleitung?

 

Information über die Tätigkeiten und Ideen der Sciencecrew.
Kurzberichte der Mitarbeiter, zur Kenntnisnahme und Genehmigung von Projekten an die Schiffsführung weitergeleitet:

CPO van Ameling, Joop:
- Parabolspiegel in der Umlaufbahn positionieren, um „konzentrierte“ Sonnenenergie auf Sammelpunkte auf der Oberfläche zu projizieren. Hat sich wohl nur für stationär über den Polen positionierte Spiegel als praktikabel erwiesen.
- Mit Hilfe der Schiffs- und Sondensensoren ermitteln, ob analog zur Polkappensituation auf Terra signifikante Mengen Wassers mit ausreichenden Strömungsverhältnissen unter dem Eispanzer auf Altair IV existieren, um darin Strömungsgeneratoren zur Energiegewinnung zu platzieren. Das Scanergebnis ist positiv, diese Option steht mittelfristig zur Verfügung.

 

Crewman 1st Class MacTavish, Scott:
- Nach einer Idee von Ensign Nabaar und PO Valeris Absuche des Planeten auf geothermale und vulkanische Aktivitäten.
- Mithilfe von PO Biggarth Sonden programmiert, um Ober – und Unterflächenscans durchzuführen, geothermische Quellen zu finden und Mineralien- und Erzvorkommen zu erforschen.
- Scans ergaben große Vorkommnisse von Eisen, Nickel, Titanium und Palladium. Diese Vorkommen können langfristig für beide Parteien auf Altair IV durchaus Vorteile bringen, da diese von der Oberfläche leicht zu erreichen sind. Unter den Romulanern sind erfahrene Bergbauingenieure.
- Die Scans für Geothermie wurden leider nicht von Erfolg gekrönt, da die noch aktiven geothermischen und vulkanischen Aktivitäten zu tief unter der Oberfläche zu finden sind, um sie erfolgreich anzapfen zu können (anders ausgedrückt: Der Planet ist erkaltet).

 

PO 3rd Class Biggarth, Jonathan Carl:
- Neuausrichtung der zerstörten ODN-Leitung an Generator

- Idee zur Energiegewinnung über Satelliten. Diese sollen durch magnetische Wirkung im natürlichen Magnetfeld des Planeten eine Art „Spuleneffekt“ erzeugen und dadurch Spannungen generieren, um dadurch Energie zu erzeugen. Diese Energie müsste dann durch Bodenstationen aufgefangen werden, um sie auf der Oberfläche nutzbar zu machen.

- Scan und Berechnung der Ausdehnung von Wasservorräten unter dem Eispanzer auf der Oberfläche.
- Ausarbeitung eines Systems zur Nutzbarmachung des sekundären Deflektors als Möglichkeit, (feindliche) getarnte Schiffe in einem 20° Winkel vor dem Schiff aktiv ausfindig zu machen und die derzeitig konventionellen Tarnvorrichtungen damit zu umgehen.

- Neuausrichtung und Kalibrierung des SPA, nachdem durch PO Valeris die Freigabe für die Replizierung eines Eich-Moduls getätigt wurde.
→ Steigerung der Effizienz nach Wartungsvorgang 12 %

 

Pers. Tagebuch:
Hätte dieser kleine Mistk...dieser Mitarbeiter auch einfach klar und deutlich sagen können, dass er einfach nur meine Freigabe für die Replikation eines verschiss...verflixten Ersatzteils braucht, statt mir stundenlang etwas von 12 Prozent Abweichung vorzuheu...zu berichten. Und rumzukrakee...zu bemängeln, dass er keinen SPA der 3. Generation zur Verfügung gestellt bekommt. Weil die verfluchten Scheißteile nun mal noch in der Probephase sind!!! Ist gut, ist gut, ich bin ruhig...

 

- Ergänzung durch PO Valeris: Berechnung der benötigten Mengen an Bauschaum (2-Komponentengemisch Faktor 5) durch PO Biggarth, um die Containerbehausungen der Romulaner besser gegen die Kälte zu isolieren und die Energiemengen zur Beheizung  zu minimieren. Berechnungen unter Berücksichtigung der ausgestoßenen Körperwärme, der Außentemperatur, der Isolationsfähigkeiten des Materials. Nach einer Idee des Chief of Engineering Kassabyan.

- Pläne zur Errichtung einer Forschungsstation, die gemeinsam von Vhati, Romulanern und Föderation betrieben wird, um die Energiegewinnung und -effizienz dauerhaft zu maximieren.

 

Privates Tagebuch:

Dienstschluß wurde befohlen.
Brendan hat mir als mitgeteilt, dass er vorhat, sich auf eine Kommandolaufbahn zu begeben, die irgendwann, wenn sie denn erfolgreich ist, im Verlassen des Schiffs münden wird, um hoffentlich irgendwann Captain eines Schiffs  zu werden. Ich glaube, dass das das Richtige für ihn ist. O’Connor ist von einem Wirbelwind der Security, der in meinen Augen wenig mehr als ein verantwortungsloser Revolverheld war zu einem zutiefst nachdenklichen und reflektierten Mann geworden, der ruhig und bestimmt seinen Weg geht und der in jeder Hinsicht Vertrauen verdient.
Mittlerweile sind wir Freunde geworden, was etwas ist, was ich zu Beginn unseres Dienstes an Bord für absolut unmöglich gehalten hätte. Und das hinterlässt ein sehr gutes Gefühl.

Dass Ensign Rozhenku, der am Abend noch mit einigen anderen in der Messe dabei ist, nicht von einem alles erschlagenden Glücksgefühl überwältigt wird und sabbernd in der Ecke liegt, liegt hoffentlich daran, dass er sich gegen die tief fliegenden Pheromone des Abends gut abschirmen kann.
Funk ist von einer Prüfung auf der USS Tereshkova zurück, die ihn ziemlich enttäuscht hat. Nicht weil er sie nicht bestanden hätte sondern weil sie so verflucht einfach war. Ist klar, wenn man seit Jahren als Crewman Leistungen vollbringt, hinter denen sich kein Offizier verstecken müsste, dann fühlt sich eine Prüfung zum PO an wie ein Kindergartenausflug. Mit Clownshüten und Lollis.
Jedenfalls ist er zurück, in der Messe wird gefeiert und endlich mal wieder gesungen – wie ich das vermisst habe – und zwischen ihm, Ensign Nabaar und PO Miraj fliegen die Funken. Erstere zünden positiv, letztere fallen eher frustriert ins Weinglas und sinken dort zu Boden.
Ich will mich da um Himmels Willen nicht einmischen, das geht mich alles gar nichts an. Außerdem kümmern sich Rozhenko und O’Connor darum.
Naja, es ist der Job des Counselors und O’Connor ist einer der ältesten Freunde von Funk. Passt schon so.
Aber als ich später  zu Bett gehen will und noch in den Waschräumen bin kommt Ensign Nabaar dazu und trägt ein dermaßen grenzdebil glückliches Lächeln im Gesicht, dass sie genau so gut mit Fanfaren, Feuerwerk und Transparenten verkünden könnte: „Hier, schaut mich an, ich bin verliiiehiebt! Und ich schreie es in die Welt hinaus!“
Ich muss nicht nur keine Empathin sein um das mitzukriegen, ich müsste böswillig stur sein, um das nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Und wie das nun einmal in solchen Lagen ist kann sie mit ihrem Glück nicht hinter dem Berg halten und es folgt ein klassisches Frauengespräch. Vor den Waschbecken. Gott sei Dank nicht auf dem Klo. Alle Klischees müssen wir nicht erfüllen.
Trotzdem ist es...herzerwärmend.
Ich kann nur von Herzen hoffen, dass PO Miraj jetzt nicht vor einem anderen Waschbecken heult und von einer anderen Frau getröstet werden muss. Was so sarkastisch klingt ist tatsächlich nicht so gemeint. Es ist schmerzhaft, wenn das Glück von zweien zur Prüfung für eine dritte Person wird. Und es provoziert womöglich Ärger. Die drei arbeiten alle hauptsächlich auf der Brücke.
Ehm, ja...Hurra…
Willkommen beim Rodeo.
Manchmal frage ich mich, ob wir eigentlich jemals erwachsen werden, wenn es um Gefühle geht.
Ich wünsche Nabaar und Funk viel Glück. Und Miraj alles Gute. Egal ob es gut geht, und wie lange es hält und ob es klug ist oder nicht, letzten Endes muss das ja doch jeder selbst herausfinden.
In Zeiten des Chaos brauchen die einen einen Ruhepol und die anderen eine willkommene Abwechslung. Und manchmal auch beides.

Ein Leben ohne jegliche Beziehungen und Bindungen ist kein lebenswertes Leben. Und vielleicht hat gerade auch mit Nabaar und mir etwas begonnen, was der Beginn einer weiteren Freundschaft werden könnte. Das wird sich zeigen – falls ihr das Gespräch morgen nicht plötzlich peinlich ist.