Mission-Logfile 43, Sternzeit 23881112

Logbuch Eintrag, Sternzeit 23881112


Es ist der Vorabend des Jungfernflugs der neuen USS Columbia-A und die erste Alpha-Schicht an Bord des neuen Schiffes. Die meisten Stationen sind bereits voll besetzt, aber die Sicherheit operiert im Augenblick mit einer Rumpfmannschaft aus PO Cane, Crewman Funk und mir. Lieutenant Javert hat uns angewiesen, uns mit dem neuen Schiff aus einem Security-Blickwinkel vertraut zu machen.

Crewman Funk übernimmt hierbei wie üblich die Brücke und ich habe PO Cane angewiesen im Maschinenraum zu beginnen, während ich mir die Krankenstation ansehe. Ziel der Begehung ist es über potenzielle Risiken, aber auch taktische Optionen im Bilde zu sein. Dies beinhaltet die Platzierung der Stationsphaser, Evakuierungspläne, Optionen für taktische Kraftfelder, aber auch den Verlauf von Plasmaverteilern hinter den Wandpanelen und die Aufbewahrung von Gefahrstoffen.

Auf Anfrage erklärt Doktor Sanders mir wie, zum Beispiel im Falle eines Quarantänebruchs, die Krankenstation evakuiert werden kann. Jenseits der konventionellen MaC­nahmen, gibt es bereits ein Notfallprotokoll um Patienten im kritischen Zustand mittels Ort-zu-Ort-Transport auf das Biobett des neuen Waverider-Runabouts zu verlegen. Zum Abschluss zeigen mir der Doktor und PO Alenis den neuen medizinischen Replikator. Um Missbrauch vorzubeugen, werden keinerlei Wirkstoffe auf der Krankenstation vorrätig gehalten. Hyposprays werden nach Bedarf durch den Replikator befüllt.

Ich beende meine Inspektion und lasse noch meine jährliche medizinische Untersuchung durchführen, da sich die Gelegenheit ergab.

 

Um 2200 Bordzeit erreicht das romulanische Shuttle Va'el die Station und transferiert Crewmitglied Tela. Ebenso nehmen wir Austauschoffizier Lieutenant Achav aus dem Klingonischen Reich an Bord. Die Animositäten beschränken sich primär auf Beleidigungen seitens der Klingonin gegenüber dem romulanischen Volk und benötigen keine Intervention der Sicherheit.

 

Nach Dienstschluss findet sich die Crew wie gewöhnlich in der Messe ein, zwei der zivilen Werft-Arbeiter, Mr. Haakon und Hartwell schließ­en sich an. Es gibt Berichte über kleinere Fehlfunktionen im Nahrungsreplikator (schwankender NaCl-Gehalt) und den Türsensoren der Crew-Quartiere. Gegen 23 Uhr Bordzeit führt eine Energieüberladung an einem Biobett zu einer leichten Verletzung; die Ursache war ein Software-Fehler. Ein Muster vermutend, nehmen Kadett Goren und ich die Ermittlungen auf und sichern den internen Speicher der betroffenen Geräte um sie in einer Sandbox mit den, im Schiffs-Computer gespeicherten Soll-Werten zu vergleichen. Wir konnten keine nennenswerten Abweichungen feststellen. Inzwischen ist es nach 2 Uhr Bordzeit. Die Daten bleiben gespeichert für eine ausgiebigere Analyse zu einem späteren Zeitpunkt.

Kadett Goren und ich ziehen uns für die Nacht zurück.

 

 

Logbuch Eintrag, Sternzeit 23881113

 

Im Rahmen des Cross-Trainings wurden Crew-Mitglieder für die Dauer des Fluges auf fachfremde Stationen versetzt um sich mit den neuen Systemen vertraut zu machen und neue Perspektiven und Vorschläge einzubringen. Dieses Vorgehen ist nicht nur logisch, sondern wird von der Philosophie der Vielfältigkeit gestützt, welche die Crew der Columbia so effizient macht. In der Zwischenzeit setze ich meine Sicherheitsinspektion auf den unteren Decks fort während das Schiff auf seinen ersten Flug vorbereitet wird und abdockt. Die Korridore der Rhode Island-Class sind im Vergleich zur Defiant-Class wesentlich geräumiger. Es gibt oft mehrere alternative Routen von einem Ort zum anderen. Beide Erwägungen sollten in Pläne zur Schiffsverteidigung einfließ­en.

 

Um 12 Uhr Bordzeit erleiden wir einen scheinbar schiffsweiten Energieabfall. Die Beleuchtung ist ausgefallen, die Türen öffnen nicht, das Kommunikations-Relais scheint auß­er Funktion und ich erhalte keine Antwort auf dem Notfall-Kanal. XO McPherson sollte sich zur Zeit in der Offizierslounge befinden, ein Deck über mir. Ich versuche durch die Jefferies-Röhren dorthin zugelangen. Nachtrag: Das Schiff beschleunigt für wenige Sekunden stark. Eine Computer-Ansage deklariert "Wartungs- und Dock-Modus aktiv."

 

Mein Versuch durch die Jefferies-Röhren zu gelangen scheitert an einer Energie-Überladung. Ich kann nur schwer abschätzen, wie lange ich bewusstlos war, als PO Keller und Mr. Hartwell mich finden. Ich erlange Zugriff zum inzwischen etablierten Notfallkanal und kann mir einen besseren Überblick über die Situation verschaffen: Die Fehlfunktionen wurden durch einen Impuls vom Hauptcomputer ausgelöst. Unter anderem wurden dabei die Standard-Notfall-Frequenzen der Kommunikatoren gescrambled. Allein der dadurch entstandene Schaden ist taktisch zu verheerend um noch von einem einfachen Defekt auszugehen, aber ich behalte meinen Sabotage-Verdacht im Augenblick für mich. PO Keller ist auf dem Weg zu einem kritischen medizinischen Notfall in der Offizierslounge und Zeit und Ressourcen sind beschränkt. Ich schicke die beiden weiter nach oben.

 

Während ich noch meine Kräfte sammle, findet mich ein weiteres Team unter der Führung von PO Alenis. Nach einem Schmerzmittel und einer oberflächlichen Hautregeneration kann ich mich anschließ­en. Wir erreichen die Offizierslounge ohne weitere Zwischenfälle. Die Temperatur im Raum ist unausgewogen. Eine der Wände scheint sich aufzuheizen. Vermutliche Ursache, dauerhafte, einseitige Sonneneinstrahlung. Lieutenant Achav ist die Schwerverletzte. Groß­er Blutverlust dürfte das dringendste Problem zu sein. Der Plan scheint zu sein sie mit einer Blutspende von Ensign Tela zu stabilisieren. XO McPherson und Crewman McKenzie versuchen in der Zwischenzeit die Schotts zwischen hier und der Shuttlerampe zu entriegeln.

 

Der Versuch zu den Shuttles zu gelangen ist erfolgreich. Die Systeme dort scheinen zumindest im Augenblick uneingeschränkt zu funktionieren. Mittels Traktorstrahl kann der Vektor der treibenden Columbia stabilisiert werden, auß­erdem stehen uns jetzt im begrenzten Maße Transporter zur Verfügung.

 

Es gibt weitere Probleme: wegen drohendem Eindämmungsversagen musste der Warpkern abgestoß­en werden. Die bioneuralen Gelpacks beginnen auszufallen. Die Wissenschaft vermutet einen Virus-Befall. Das Virus wird kurze Zeit später auch in der Luft nachgewiesen.

 

Die Technik hat eine Möglichkeit gefunden Energie von den Shuttles in einzelne Schiffssysteme zu transferieren, was unsere Position für den Augenblick stabilisiert und uns erlaubt über übergeordnete Probleme nachzudenken. Die Kommunikation im gesamten Sol-System scheint gestört; es gilt ein systemweiter roter Alarm.

 

Ich betrachte den Gedanken an Sabotage inzwischen als ausreichend fundiert, allerdings scheint der Angriff gleichzeitig aus zwei verschiedenen Richtungen erfolgt zu sein. Ockhams Rasiermesser gebietet nur einen einzigen Schluss. Ich begebe mich zur Krankenstation und scanne die Zugriffslogs des medizinischen Replikators, was meine Theorie bestätigt: zum selben Zeitpunkt, als die anderen Schiffssysteme ausfielen, erging ein Befehl vom Computerkern an den Replikator das Virus herzustellen. Eine genauere Analyse des Codes ergibt weiterhin Signatur-Elemente, die mit denen der gestern ausgefallenen Systeme übereinstimmten. Logische Schlussfolgerung: Der Schadcode hat relevante Systeme wie Replikatoren und Geräte der Krankenstation vermutlich gestern vorsondiert. Mit all diesen Daten gelingt es Kadett Goren und mir, unter der Koordination von Ensign Nabaar, einen Aktionsplan zu entwerfen um die Kontrolle über den Computerkern zurück zu erlangen, sobald wir uns Zugang verschaffen können.

 

Die Kommunikation mit Starfleet ist wieder hergestellt. Es wird über einen Angriff auf Utopia Planitia und den Mars berichtet.

 

Wir konnten die Umweltkontrollen im Computerkern wieder herstellen, nachdem wir zuvor durch das ausgelöste Feuerlöschsystem effektiv ausgesperrt waren. Kassabyan, Goren, Werft-Techniker Hartwell und ich werden uns auf den Weg machen durch die Jefferies-Röhren machen. Während die Ingenieure uns den Weg bahnen, wird es Gorens Aufgabe sein die Systeme wieder hochzufahren und entsprechend zu reagieren, sollte mein Such-Algorithmus noch Spuren des Schadcodes im Computer entdecken. Währenddessen werde ich den Computerraum forensisch scannen. Der Saboteur könnte sich noch an Bord befinden.

 

Kadett Gorens Expertise erlaubt uns, den Hauptcomputer neu zu starten. Weiteren Schadcode können wir dabei nicht sichern. Die Kontrolle über das Schiff ist wieder hergestellt, aber die kriminalistische Situation bleibt ungelöst.

 

Doktor Sanders hat mich darauf hingewiesen, dass, wie das Replizieren anderer gefährlicher Objekte oder Substanzen, auch das Virus nur nach Sicherheitsfreigabe oder durch Umgehung der Sicherheitsprotokolle von den Geräten hergestellt werden könnte. Ebenso bestätigt mir der Doctor, dass dieses Virus ein Hybrid war, dessen Erbgut teilweise nur in geschützten Datenbanken hoher Sicherheitsfreigabe gespeichert war. Eine zweite Untersuchung der Replikator-Logs ergibt einen nummerierten Root-Admin als Urheber. Der Anmelde-Server, der eine persönliche Zuordnung erlauben würde, wurde voraussichtlich auf dem Mars zerstört. Ebenso ergab die Auswertung der forensischen Scans keine unmittelbar auffälligen Informationen. Es wäre zwar möglich, eine Liste von Verdächtigen zu erstellen, aber es gibt im Augenblick keine Möglichkeit der Elimination. Eine erste Verkleinerung wäre unter Umständen denkbar, sobald es offizielle Opferlisten vom Mars gibt, aber im Augenblick sehe ich keine Möglichkeit diese Ermittlungen mit Ergebnis abzuschließ­en. Die Situation ist unbefriedigend.

 

gez. PO 2nd Stuvek