Medizinisches Logbuch,
Zweiter Medizinischer Offizier Ensign Daniel Sanders

Sternzeit 23840924.024, Aussenmission zur Rettung der USS Magellan


Wenn eine Aussage über Aufgaben der Columbia zutrifft, dann diese: gibt es eine Bresche, in die jemand springen muss, dann ruft man dieses Schiff.
Zwar ist dies erst meine vierte Mission hier an Bord, doch diese Tatsache wurde mir bereits deutlich bewusst… besonders nach den jüngsten Ereignissen.

Rettung der Überlebenden des Absturzes der USS Magellan, Sicherstellung der Forschungsdaten


Laut Briefing ist ein Forschungsschiff der Intrepid-Klasse, die USS Magellan, auf einem bisher unerforschten Planeten der Klasse M abgestürzt, Besatzung ca. 150 Mann inklusive zivile Angehörige. Grund dafür war offenbar die hohe Sonnenaktivität, welche zu starken Eruptionen führt. Zu Missionsbeginn vor zwei Tagen waren dies jedoch nur Vermutungen, da durch die Aktivität eine genaue Sensorenabtastung nicht möglich war.
Auch erzeugt sie ein gefährlich hohes Maß an Strahlung, was regelmäßige Injektionen von Hyronalin für die gesamte Crew notwendig machte und zu einer Störung der Transportersysteme führte, welche ein Beamen nur in kurzen Zeitfenstern zwischen den Eruptionen ermöglicht.

Ich bin besorgt über diese Tatsache, denn durch die Strahlung sinken die Überlebenschancen der Magellan-Crew. Zwar verfügt jedes MedKit an Bord der Rettungskapseln auch über Hyronalin, aber wenn wir sie nicht bald finden, wird das nicht mehr ausreichen.

Als sich nach unserer Ankunft die Gelegenheit ergab, wurde die Crew samt notweniger Ausrüstung auf den Planeten gebeamt. Bis zum nächsten Beamfenster mussten wir auf der Oberfläche bleiben, daher begannen wir mit der Errichtung Basislagers. Auch war die Errichtung eines Kraftfeldes zum Schutz des Lagers notwendig, denn es zeigte sich, dass die heimische Flora und Fauna in höchstem Maße gefährlich ist.  In direkten Kontakt gerieten wir im Besonderen mit vier Arten:

Humanoider Pflanzen-Tier-Hybrit („Moos“):
-Scans zeigen kombinierte DNA mit sowohl tierischen als auch pflanzlichen Anteilen
-versprüht eine klebrige Substanz, um Opfer zu fangen und zu betäuben
-Aasfresser; wandelt tote Lebensformen durch Fermentierungsprozess in Nährstoffe um und absorbiert diese

Humanoide, carnide Lebensform („Wolf“):
-Beutegreifer, jagt sowohl allein als auf in kleinen Gruppen
-stößt hochfrequentiertes Heulen aus, was Taubheit und Desorientierung hervorruft
-zeigt Anzeichen von Intelligenz (Interaktion mit Kraftfeld und Generatoren)

Humanoide, reptilische Lebensform („Echse“):
-Lauerjäger, greift bevorzugt aus dem Hinterhalt an
-hocheffektive optische Tarnung; verfügt über anpassungsfähige Haut, ähnlich der von Chamäleons
-produziert ein Gift, welches das Opfer paralysiert

Insektoide Lebensform („Libelle“)
-flugfähig
-verfügt über Lumineszenz, dient zum Anlocken eines Partners
-der Lichteffekt weiblicher Exemplare verursacht einen hynposeartigen Trancezustand, welcher das Nerven- und Kreislaufsystem beeinträchtigt und zu Schocksymptomen führt; wirkt sowohl auf Humanoide als auch auf Teile der einheimischen Fauna
-männliche Exemplare dieser Spezies sind dagegen immun und erzeugen einen Licheffekt, der die Hypnose-Wirkung aufhebt

Durch diverse Zusammenstöße mit diesen Spezies wurden während der gesamten Mission mehrere Crewmitglieder verletzt bzw. beeinträchtigt. Glücklicherweise waren die meisten Auswirkungen nur leichter Natur und vollständig reversibel.
Einzig die Hypnose durch die genannte Libellen-Spezies konnte mit medizinischen Mitteln nicht aufgehoben werden. Glücklicherweise entdeckte Crewman Valeris, welche mich während dieser Mission als Sanitäterin unterstützte, die Wechselwirkung zwischen männlichen und weiblichen Exemplaren.


An dieser Stelle möchte ich Valeris‘ Leistungen ausdrücklich hervorheben. Ihr Einsatz hat maßgeblich zur zeitnahen Versorgung sämtlicher Crewmitglieder beigetragen.
Zwar gibt es noch einige Punkte, auf die bei ihrer Ausbildung besonderes Augenmerk gelegt werden muss, doch gleicht sie ihre noch mangelnde Erfahrung durch hohe Lernbereitschaft aus.
Sie ist bereits jetzt eine gute Sanitäterin und ich bin froh, sie auf Missionen dabei zu haben.


Die beiden hypnotisierten Crewmitglieder, Lt. MacPherson und Crewman Drake, wurden sediert verblieben bis zur vollständigen Genesung im Lazarett.
Allerdings gab es in der Nacht einen Zwischenfall: eine bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte Lebensform hatte es geschafft, das Kraftfeld zu überwinden und den sedierten Crewman Drake zu entführen. Da zu diesem Zeitpunkt an anderer Stelle des Lagers zu einem Angriff mit Verletzten kam, war das Lazarett zu diesem Zeitpunkt unbeobachtet.
Dennoch hätte dieser Vorfall nicht passieren dürfen und ich bin bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Glücklicherweise konnte ein Suchtrupp den vermissten Crewman in einer nahen Höhle entdecken und zurück bringen. Ebenso wurde dort ein überlebendes Mitglied der Magellan-Besatzung entdeckt, Technikerin PO Logan.
Wie medizinische Scans zeigten, wurden beide von demselben Wesen mit einer Substanz vergiftet, die mir bis dahin völlig unbekannt war.  Alle Behandlungsversuche schlugen fehl, weshalb ich nur auf die Stabilisierung des Kreislaufs konzentrieren konnte.
Im Laufe der weiteren Mission verschlechterte sich der Zustand von PO Logan, welche eine wesentlich höhere Dosis des Giftes in sich trug, zusehend, was eine effektive Behandlungsmethode immer dringlicher machte.

Dank der Aussagen von PO Logan erhielten wir nun zum ersten Mal genauere Informationen zum Absturz der Magellan sowie zu deren Fracht.
Das Schiff war von einer Langzeit-Forschungsmission zurückgekehrt und geriet überraschend in eine Sonneneruption, was den Warpkern überlastete. Das Schiff geriet in die Atmosphäre des Planeten und wurde instabil.
Den Angaben nach verging zwischen Auftreffen der Eruption und dem eigentlichen Absturz nur eine geringe Zeitspanne, was vermuten lässt, dass es nicht alle Besatzungsmitglieder in die Rettungskapseln geschafft haben. Der Captain blieb wohl bis zum Ende auf der Brücke der Magellan, um seiner Mannschaft so viel Zeit wie nur möglich zu verschaffen.

Auch klärte der Bericht die Umstände der Entführung von Crewman Drake: die Magellan hatte ein Wesen an Bord, was von Energiefeldern und -waffen nicht beeinflusst werden kann und was durch Scanner ebenfalls nicht erfasst werden kann. Offensichtlich hatte es den Absturz überlebt und machte Jagd auf die Überlebenden und die Crew der Columbia.
PO Logan erzählte ebenfalls, dass sich unter den Forschungsdaten auch Berichte und Auswertungen zu diesem Wesen (später bezeichnet als Spezies 815-23- α, „Grendel“) befanden, die möglicherweise Hinweise auf eine Behandlung enthalten.

Nach Rücksprache mit dem Captain erklärte dieser das Bergen der Daten und das Einfangen des Wesens als oberstes Missionsziel, was ich in Anbetracht der Dringlichkeit und der Gefahr für notwendig hielt.  Jedoch habe ich rückwirkend betrachtet, den Eindruck, dass das Auffinden von Überlebenden dadurch eher in den Hintergrund geriet.

Während der am folgenden Tag ausgeweiteten Suchaktionen wurde eine Rettungskapsel mit zwei Kindern entdeckt, die trotz der Umstände unverletzt und überraschend gefasst waren.
Leider waren diese beiden sowie PO Logan die einzigen Überlebenden, die wir während der Mission finden konnten.
Die andere Kapsel, welche von einem Team gefunden wurde, hatte den Sonneneruptionen nicht standgehalten und wurde schwer beschädigt. In ihrem Inneren konnten nur noch zwei Leichen entdeckt werden, welche bereits von den Pflanzen-Tier-Hybriden teilweise umgewandelt worden waren. Wie DNA-Scans zeigten, handelte es sich bei diesen um die Eltern der beiden zuvor geretteten Kindern…
Dasselbe Bild bot sich wenige Zeit später in einem zerstören Teil der Brücke der Magellan. Das Modul beinhaltete die BlackBox des Schiffes und blieb aus diesem Grund weitestgehend intakt. Jedoch fanden sich auch hier Spuren von zersetzten menschlichen Überresten.

<GELÖSCHT> Ich fühlte mich bei diesem Anblick an die Situation im Xartak-Labor während der vorletzten Mission erinnert.
So viele Sitzungen bei den Counselor und doch werde ich diese Träume nicht los. Mittlerweile sind es nicht mehr einfach „nur“ Leichen, neuerdings tragen sie die Gesichter der Columbia-Besatzung.
In solchen Momenten bin ich dankbar dafür, Arzt zu sein… <BEFEHL: LETZTEN ABSCHNITT LÖSCHEN>

Zwar wurde von dem Modul auch ein Sammelsignal ausgesandt, was möglichen Überlebenden als Orientierungspunkt dienen soll, doch obwohl der Absturz bereits drei Tage zurück lag, hatte sich dort bisher niemand eingefunden.
Entweder hat niemand sonst überlebt oder die Kapseln sind in einem zu großen Radius niedergegangen. Ich hoffe auf letzteres.

Bei der Durchsuchung der verschiedenen Wrackteile und Kapseln konnten auch die erhofften Forschungsdaten geborgen werden und die Technik war in der Lage, diese wiederherzustellen.
Wie erhofft befanden sich darin genauere Angaben zu Spezies 815-23- α, insbesondere auch Informationen zur Herstellung eines Antitoxins.
Dazu waren jedoch Bestandteile verschiedener Pflanzen nötig, welche die Magellan an Bord hatte und die nach dem Absturz bereits begannen, begünstigt durch die besonderen Umweltbedingungen des Planeten, sich rasch auszubreiten.
Ein Suchtrupp begann mit der Suche nach den Pflanzen, aus denen ich dann die einzelnen Bestandteile gewinnen konnte. Danach war es relativ einfach, anhand der Vorgaben der Magellan-Wissenschaftler ein entsprechendes Gegenmittel herzustellen.
Deren Arbeit rettete PO Logan und Crewman Drake sowie später auch Captain Gallagher, Lt. MacPherson, Lt. Reynolds und Kadett Ionescu das Leben.

Nach der vollständigen Entschlüsselung der Daten begannen die Planungen für Jagd nach „Grendel“.
Da man herausgefunden hatte, dass dem Wesen ein Ortungschip implantiert wurde und wir das Signal anpeilen konnten, entschied Captain Gallagher, diesem zu folgen.
Der Plan sah vor, es mit Hilfe einer einheimischen Lebensform, eingeschlossen in ein mobiles Kraftfeld, als Köder in eine Falle zu locken, es zu fesseln und dann für den Transport zu sedieren.
Glücklicherweise hatte ich entdeckt, dass es für entsprechende Betäubungsmittel empfänglich ist, auch wenn die Frage der Dosierung bis zum letzten Moment ein Rätsel geblieb.
Laut den Forschungsdaten ist Spezies 815-23- α zwar immun gegen Energiewaffen, jedoch anfällig gegenüber herkömmlichen physischen Waffen, weshalb sich einige Crewmitglieder mit Nahkampfwaffen ausstatteten.

Leider funktionierte die Umsetzung alles andere als reibungslos.
Nachdem die Falle aufgebaut war und jedes Mitglied seine Anweisungen erhalten hatte, näherte sich „Grendel“ tatsächlich nach kurzer Zeit, angelockt vom Heulen des als Köder verwendeten „Wolfs“.
Doch entgegen der Erwartung, dass sich das Wesen auf den Köder stürzen und damit in die Falle geraten würde, griff es ohne Vorwarnung einen der beiden Trupps an.  Gleichzeitig konnte sich der „Wolf“ aus mir unbekannten Gründen befreien und griff Lt. MacPherson an, die daraufhin zu Boden ging. Captain Gallagher desintegrierte ihn daraufhin durch einen gezielten Schuss mit einem Typ-3-Phaser. Durch die Angriffe von Spezies 815-23- α wurden Lt. Reynolds und Kadett Ionescu verletzt und vergiftet, ebenso die bereits verwundete Lt. MacPherson.
Das zweite Team konnte „Grendel“ schließlich ausschalten, wobei sich Captain Gallagher ebenfalls eine Vergiftung zuzog.
Hier ist wieder Crewman Valeris zu erwähnen, welche die Sedierung vornahm und sich um die Versorgung des zweiten Teams kümmerte, während ich mit der Behandlung der anderen Verletzten beschäftigt war.

Letztlich wurde die Mission von allen als Erfolg betrachtet, auch wenn ich die nicht weiter durchgeführte Suche nach Überlebenden nicht als Ende der Mission betrachte.
Das Wesen wurde ins Lager zurück gebracht und zusammen mit allen Proben und Forschungsdaten per Shuttle an Bord der Columbia gebracht, um von dort an die mittlerweile zur Unterstützung eingetroffenen Schiffe überstellt zu werden.
Auf meine Bitte hin ließ Captain Gallagher auch die zuvor markierten Überreste der verstorbenen Besatzungsmitglieder der Magellan hochbeamen, um diese ordentlich bestattet zu lassen.
Wenigstens das haben sie verdient.

Später fanden wir uns alle auf dem Holodeck zu einer kurzen Erholungsphase ein.
Ich hatte Gelegenheit, noch einmal mit dem Captain über die noch nicht beendete Rettungsmission zu sprechen.

Momentan warten wir nun auf das Öffnen des nächsten Fensters. Dann wird die Columbia direkt in die Atmosphäre fliegen und bei einer planetenweiten Suche als Sensor-Relais zwischen Außenteams und den beiden Schiffen im Orbit dienen.
Wenn noch jemand dort unten ist, dann werden wir ihn finden…

<Ende des Eintrags>