Aufschrieb der Videologs der letzten
Gabrianischen Wissenschaftlerin

Logeintrag 1:


„Das ist es also. Das Ende der Welt.“
(ironisches Lachen)
„Das klingt doch schon lachhaft. Wer um Himmels willen hat Zeit einen Logeintrag zu machen
während der eigene Planet direkt zur Hölle fährt.?“
(Pause)
„Himmel...Hölle.....darf ich das überhaupt sagen? Ausgerechnet ich?
Es gibt keinen Himmel, das haben wir bewiesen. Nur tote Aussenweltler die sich einen Dreck darum scheren wer wir sind oder was wir wollen.
Die Hölle... oh ja die Hölle gibt es.
Wir haben sie geschaffen. Jeden Tag ein Stückchen mehr.
Und wofür? Für die Wahrheit? Für unser RECHT zu wissen?“
(legt die Hände vors Gesicht)
„Was haben wir uns nur gedacht? Warum konnten wir nicht einfach an die Botschaft glauben? War es das wert? Damit wir jetzt auf einen qualmenden Aschehaufen steigen können, voller Stolz schreiend:“
(Stimme wird lauter)
„Wir haben es bewiesen! Es ist wahr. Es gibt keine Götter. Nur die Wissenschaft triumphiert!“
(verzweifeltes Kopfschütteln)
„Warum nur? Wir wollten doch nur verstehen..und jetzt? Es gibt keine Fragen mehr, keine Antworten. Es wäre auch niemand mehr da der sie stellen oder hören könnte.
Vielleicht gibt es doch einen Gott. Wir haben ihn uns selbst geschaffen, nannten ihn Wissenschaft und opferten ihm alles. Er hat seine Versprechen gehalten. Jetzt wissen wir. Und wozu?
Ich ….“
(Geräusche im Hintergrund)
(Über die Schulter sehend)
„Nein! Geh gefälligst nach draussen. Ich will verdammt noch mal meine letzten Stunden nicht mit dem Gestank deiner Leiche verbringen. Geh raus...“
(Ein Schuß fällt)
„Du verdammtes Arschloch..“
(Aufzeichnung bricht ab)


Logeintrag 2:


„Wo waren wir? Falsche Götter? Obwohl...falsch wäre ungerecht. Wir fanden nur nicht die Botschaft die wir hören wollten. Was wollten wir eigentlich hören? Dass wir im Recht sind? Das nur wir die Wahrheit kennen? Warum war das nur so verdammt wichtig?
Jetzt wo es zu spät ist, hört es sich so grotesk lächerlich an.
Eine ganze Zivilisation gründet sich auf dem Fund eines ausseridischen Raumschiffs. Alle halten es für eine Botschaft der Götter und für lange Zeit ist alles gut. Dann kommen die Zweifler, die selbsterkorenen Wahrheitsfinder die alles in Frage stellen müssen. Und auch das ist eine Zeit lang gut so. Stillstand ist der Tod nur Forschung bringt Fortschritt und Wohlstand für alle. Triumph und Niederlage gehen Hand in Hand. Das Land spaltet sich in die, die trotz aller Beweise noch glauben wollen und die, die denken sie gehen einer aufgeklärten Zukunft entgegen. Dazwischen jene, wenige zunächst, die Fragen: Welchen Vorteil können wir aus diesem Wissen ziehen? Wem GEHÖREN die Überreste der gefallenen Götter? Misstrauen, Hass, Verrat, das ganze Programm. Es kommt wie es kommen muss, Krieg, Wettrüsten..und jetzt...das Ende.“
(manisches Lachen)
„Wie aus einem Lehrbuch. Ein mahnendes Beispiel. Über das man den Kopf schütteln kann. Wenn jemand des hier findet, bitte, haltet euch nicht zurück. Lacht einmal herzlich. Dafür sind wie noch gut. Für einen letzten Lacher.“
(beginnt zu schluchzen, Aufzeichnung bricht ab)


Logeintrag 3


(Glas Whiskey vor sich auf dem Tisch, Flasche steht daneben, dreht einen Datenspeicher in der Hand, Stimme leicht angetrunken)
„Hier sind sie. Die gesammelten Daten- die ganze Chronik des Versagens. Ich werd sie hier liegen lassen. Für...ich weiß nicht für wen. Hab grade Willem gefunden. Hat sich erhängt. Am Schildgenerator. Ein bisschen geschmacklos vielleicht, aber angemessen. Damit bin ich die letzte.
Vielleicht sollte ich irgendetwas sagen. Etwas mit Bedeutung. Etwas passendes.“
(Nimmt einen Schluck)
„Aber was sagt man passendes zum Ende Welt- vor allem wenn man dafür verantwortlich ist?
Eigentlich...eigentlich will ich gar nichts sagen. Hab Zeit meines Lebens zu viel gesagt und meistens das Falsche. Meinen Namen hab ich aus den Datenbanken gelöscht. Ich will nicht, dass sich jemand daran erinnert. Ist besser so. Bei all den Dingen um die es so schade ist, bin ich sicher nicht dabei. Werd rausgehen. Will sie ein letztes mal sehen. Nur noch dieses eine mal. Wird nicht lang dauern. Ein paar Minuten und dann endlich Ruhe.
Kein Himmel für mich, kein Gott der wartet. Hab ihn getötet. Und jetzt..jetzt wünschte ich mir nur er wäre noch da. Hab mein Leben drum gekämpft den Glauben zu entlarven, als Hirngespinst bloß zu stellen und nun fehlt er mir. Kein Trost, keine Hoffnung..Nicht für mich. Für keinen von uns.“
(Ein weiterer Schluck)
Vielleicht ist das die Lehre die sich hier ziehen lässt. Wissen allein ist nichts. Wissen ist für den Geist, aber Glaube...Glaube ist für die Seele. Wissen ohne Glaube ist seelenlos, kalt..erbarmungslos. Die letzte Wahrheit ist nicht alles. Strebt, aber stellt immer die Frage: Wollt ihr die Antwort WIRKLICH wissen? Könnt ihr damit leben, dass die Antwort auf die Frage nach der göttlichen Existenz „nein“ ist? Wir.....ich....konnten es nicht.“
(prostet der Kamera zu)
„Game over. Gabria Ende.“


(Aufzeichnung bricht ab)